Schneller Internet-Zugang für jedermann

US-Wirtschaft macht der Politik Druck

01.02.2002
WASHINGTON (CW) - Die amerikanische Industrie drängt bei der US-Regierung auf eine ehrgeizige Breitbandinitiative. Spitzenvertreter der ITK-Branche haben sich mit Politikern getroffen, um der Bevölkerung zu einem schnellen Netzzugang zu verhelfen. Hierzulande stecken vergleichbare Initiativen noch in den Kinderschuhen.

Wie sehr der US-Industrie breitbandiger Internet-Zugang für Bürger am Herzen liegt, beweist ihr Engagement: Nahezu alle Firmen haben das Thema zur Chefsache erklärt und sich darüber hinaus im Computer Systems Policy Project (CSPP) organisiert. Keine Geringeren als die CEOs von Dell, Intel, Motorola und NCR setzten sich jetzt als Vertreter des CSPP mit der hohen Politik zusammen. Zu deren Abgesandten zählte auch Vizepräsident Dick Cheney. Die CSPP betonte in dem Gespräch, dass sowohl die öffentliche Hand als auch die Wirtschaft ihre Kräfte bündeln müssten, um flächendeckend terrestrische und funkbasierende Breitbandverbindungen zu schaffen.

Dass es die Organisation ernst meint, beweisen ihre ehrgeizigen Pläne. Unter einer hohen Access-Rate versteht die CSPP keine Transferraten, wie sie heute bei DSL- oder Kabelmodem-Diensten "mit ein paar hundert Kbit/s" geboten werden, stellte Intel-Chef Craig Barrett klar. Geht es nach dem Willen der Top-CEOs, sollen bis Ende 2003 rund 80 Prozent der US-Haushalte die Möglichkeit haben, Access-Services mit einer Übertragungsrate von mindestens 1,5 Mbit/s zu nutzen. Doch damit nicht genug: 50 Prozent dieser Haushalte sollen im gleichen Zeitraum sogar Internet-Verbindungen mit einer Kapazität von 6 Mbit/s geboten werden.

Während die 6-Mbit/s-Verbindungen in der Kürze der Zeit eine große Herausforderung darstellen, scheinen die 1,5-Mbit/s-Pipes nicht unmöglich. Immerhin wird diese Transferrate von der Deutschen Telekom für Geschäftskunden bereits angeboten, ein Angebot für Privatkunden soll zur CeBIT kommen.

Doch aus Sicht der amerikanischen CEOs handelt es sich selbst bei den 6 Mbit/s immer noch um eine schwache Datenpipeline. Ihre Vision lautet, bis zum Ende dieses Jahrzehnts nahezu allen 105 Millionen US-Haushalten 100-Mbit/s-Internet-Zugänge zu erschließen.

Die CSPP fordert von der Politik deshalb ein klares Bekenntnis zur Broadband-Initiative. Sie wünscht sich ferner regulatorische Anreize für Highspeed-Internet-Projekte, weitere Forschungsmittel sowie die Unterstützung von Aktivitäten der Industrie in Sachen Content-Entwicklung und technische Standards.

Hierzulande finden nach Angaben des eco, des Verbands der deutschen Internet-Wirtschaft, derzeit keine vergleichbaren Gespräche zwischen der Industrie und der Politik statt. Allerdings wurde und wird, so eine Sprecherin, auf EU-Ebene und in Deutschland auch über solche Breitband-projekte nachgedacht. Wie aus dem Büro des SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss zu erfahren war, plant die Initiative D21 die Vorlage entsprechender Pläne Ende Februar. (pg)