US-Verlag und Automobilclub ziehen Konsequenzen Unternehmen kritisieren EDS wegen Client-Server-Maengeln

11.03.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Hierzulande als Client-Server-Spezialist erfolgreich (siehe Seite 4), kaempft DV-Serviceanbieter Electronic Data Systems (EDS) in den USA mit Imageproblemen. Vertreter des Verlages Meredith Corp., der unter anderem RZ-Services von Outsourcer EDS bezieht, sind mit dem Preis-Leistungs-Verhaeltnis des Client-Server-Angebots unzufrieden.

Mit grossem Engagement hatte der Verlag damit begonnen, die strategisch wichtigen DV-Bereiche auf Client-Server umzustellen. EDS wurde angeheuert, um die vorhandene Mainframe-Basis zu betreuen und dem Kunden bei der Migration zu helfen.

Inzwischen hat der in Des Moi-nes, Iowa, ansaessige Herausgeber der Zeitschriften "Ladies Home Journal" und "Better Homes and Garden" oeffentlich beklagt, dass sein Outsourcer im Bereich verteilter Systeme nicht die erwarteten Services zu marktgerechten Konditionen bereitstelle. Man werde sich deshalb entgegen den urspruenglichen Absichten auch an andere Serviceanbieter wenden.

Dies sei nicht der einzige Fall, in dem Kritik laut geworden ist, berichtet die amerikanische CW-Schwesterpublikation "Computerworld". Als Beispiel nennt sie den britischen Royal Automobile Club. Dort habe die unguenstige Client-Server- Kostenstruktur EDS um einen groesseren Outsourcing-Auftrag gebracht. Nun begleite die SHL Systemhouse Inc. den Automobilclub bei der DV-Umstrukturierung: Von einer zentralen Grossrechnerarchitektur werde in eine verteilte IT-Umgebung gewechselt.

Offensichtlich trifft EDS mit seiner Preispolitik fuer Services im Bereich verteilter Datenverarbeitung auf wenig Gegenliebe. Damit steht der Outsourcer nicht allein: "Client-Server ist fuer Outsourcing-Anbieter ein komplett neuer Markt", meint Frank Casale, Direktor des New Yorker Outsourcing Institute. Preisstrukturen fuer entsprechende Projekte zu finden, bedeute heute meistens ein Vorgehen nach dem Trial-and-error-Prinzip: "Mehr als in jedem anderen Arrangement zwischen Anbieter und Kunde treten unbekannte, kaum berechenbare Faktoren auf."

Client-Server-Projekte, so sind sich Anwender und Analysten einig, erfordern neue Preisparadigmen, in deren Mittelpunkt der Service und nicht die Rechenleistung stehen muesse. Weder EDS noch andere Dienstleister, die aus der Mainframe-Welt kaemen, haetten bis heute eine nachvollziehbare und auch fuer jedermann gueltige Preisstruktur vorzuweisen.

EDS, so meinen Kritiker, lebe noch immer in erster Linie von Grossauftraegen, in deren Mittelpunkt die Betreuung von Rechenzentren und Mainframes stehe. Die Anzahl dieser Deals gehe jedoch allmaehlich zurueck. Schon heute wachse das Mainframe- Geschaeft des Servicekonzerns langsamer als im Vorjahr.

Haeufig falle eine Outsourcing-Entscheidung bei Kunden nur, damit sie sich von ihren Alltagsaufgaben befreien und unbelastet von anderen Sorgen auf Client-Server-Architekturen umstellen koennten. Wolle EDS diese Migration begleiten und zum Experten fuer verteilte Architekturen werden, muesse sich das Unternehmen neu orientieren. Mit den vielen Mainframe- und Cobol-Spezialisten, die gegenwaertig beschaeftigt wuerden, sei das Servicegeschaeft der Zukunft nicht zu schaffen. EDS muesse eine Menge Geld in Umschulungen sowie in die Abfindung lernunwilliger Mitarbeiter investieren.