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Neutralität statt Maut

US-Regulierer lässt seine Muskeln spielen

23.09.2009
Die US-Telekomaufsicht FCC legt sich mit den Betreibern von Breitband- und Handynetzen an. Es steht viel auf dem Spiel.

Behördenchef Julius Genachowski bekräftigte am Montag seine Forderung, dass die Unternehmen Daten gleichberechtigt durch ihre Leitungen schleusen müssen - entsprechend dem Prinzip der sogenannten Netzneutralität. Damit dürften die Anbieter ressourcenhungrige Dienste wie Internet-Telefonie oder Videoabrufe nicht mehr benachteiligen. Vor allem die Mobilfunk-Industrie lehnte die Forderungen ab. Trotz des Protests gilt eine Umsetzung als sehr wahrscheinlich.

Neben dem diskriminierungsfreien Umgang forderte Genachowski, dass die Unternehmen offenlegen müssen, wie sie ihre Netzwerkkapazitäten einteilen. "Die Sicherung eines robusten und offenen Internets ist das Beste, was wir tun können, um Investitionen und Innovationen zu fördern", sagte er bei einer Rede in Washington.

Die meisten US-Provider protestieren gegen die Pläne von FCC-Chairman Julius Genachowski.
Die meisten US-Provider protestieren gegen die Pläne von FCC-Chairman Julius Genachowski.

Mehrere Mobilfunk-Anbieter protestierten gegen die Vorschläge. Eine derartige Regulierung sei unnötig, da die Kapazitäten in Funknetzen knapper seien, argumentierte etwa AT&T-Manager Jim Cicconi. Der Wettbewerb sei wahrscheinlich bereits intensiver als in jedem anderen Markt. Verizon erklärte, es gebe keinen Grund, neue Regeln zu erlassen, die die Auswahl für Kunden verringerten und Inhalteanbietern, Entwicklern, Geräteherstellern und Netzwerkbetreiber beeinträchtigten. Verbraucherschützer lobten die Vorschläge dagegen.

Die FCC setzt sich bereits seit längerem für Netzneutralität ein. Eine gesetzliche Festschreibung dieses Prinzips gibt es in den USA jedoch bislang nicht. Eine fünfköpfige Kommission hat über Genachowskis Vorschläge zu entscheiden. Die erforderliche Mehrheit von drei Stimmen gilt unter Experten als sicher.

Die neue Regelung könnte Anbietern neuer Dienste zugutekommen und zugleich die zum Teil bereits knappen Kapazitäten der amerikanischen Netzbetreiber noch stärker auslasten. Da US-Unternehmen im Internet tonangebend sind, dürfte der Schritt spürbare Auswirkungen auf den Rest der Welt haben. Einer der wichtigstens Verfechter der Netzneutralität in den USA ist Google-Chef Eric Schmidt. (dpa/ajf)