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US-Rechnungshof empfiehlt Aufhebung von EDS-Großauftrag

07.01.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Dem texanischen IT-Dienstleister Electronic Data Systems ( EDS) droht ein weiterer hochkarätiger Servicevertrag durch die Lappen zu gehen: Wegen Fehlern bei der Vergabe empfiehlt das für US-Staatsausgaben zuständige General Accounting Office (GAO), den bis zu 860 Millionen Dollar schweren Großauftrag des US-Departments of Housing and Urban Development (HUD) zurückzunehmen und neu auszuschreiben.

Die Behörde reagiert damit auf die Beschwerde des unterlegenen Bieters Lockheed Martin Information Systems, der zuvor lange Jahre für die Betreuung der IT-und TK-Systeme des Ministeriums für Wohnungswesen verantwortlich zeichnete. Das GAO entschied in seinem Bericht, dass das HUD nicht ausreichend dargelegt habe, warum es EDS trotz höherem Gebot den Zuschlag erteilt habe. So gebe es zahlreiche Passagen, in denen das Ministerium aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Offerte der Texaner besser bewertet habe oder offensichtliche Mängel darin übersehen habe. Der US-Rechnungshof schlägt daher vor, die Ausschreibung des Auftrags wieder neu aufzunehmen und den laufenden Vertrag bei einer Niederlage von EDS zu beenden. Das HUD, das nicht generell an die Weisung der GAO gebunden ist, will laut US-Medienberichten in den nächsten Wochen eine Entscheidung treffen. Bis dahin werde EDS die Übernahme der HUD-Systeme von Lockheed Martin fortsetzen.

EDS hatte den hochkarätigen Outsourcing-Deal im August als Bestätigung angeführt, dass es nach zeitweiligen Schwierigkeiten wieder zu seiner alten Stärke zurückgekehrt sei. Der Auftrag sieht vor, dass das Unternehmen für das Ministerium einen landesweiten IT-Infrastruktur- und TK-Service einrichtet. Die Dienstleistungen für die rund 18.000 Angestellten in über 80 US-Niederlassungen reichen dabei von der Aufbereitung von Daten über die Betreuung von Mainframe- und Desktop-Rechnern bis hin zu Druckaufgaben. Zusätzlich übernehmen die Texaner auch bestimmte LAN-, WAN- und Wireless-Services sowie die Web-Adminstration (Computerwoche online berichtete). Der Vertrag hat eine Mindestlaufzeit von einem Jahr und kann um weitere zehn Jahre erweitert werden. Bei Ausübung aller Optionen umfasst er ein Volumen von 860,6 Millionen Dollar.

Bereits im Dezember hatte die britische Finanzbehörde einen Outsourcing-Auftrag mit EDS und Accenture nicht mehr verlängert und stattdessen dem französischen IT-Dienstleister Cap Gemini Ernst & Young und Fujitsu Services den Zuschlag erteilt. Das Volumen des Vorhabens wird auf drei Milliarden Pfund (etwa 4,3 Milliarden Dollar) geschätzt (Computerwoche online berichtete). (mb)