US-Post beendet Outsourcing-Deal vorzeitig

18.12.2006
Der U.S. Postal Service (USPS) steigt nach knapp zwei Jahren aus einem mit bis zu sechs Milliarden Dollar dotieren Vertrag über den Betrieb der Netz- und IT-Infrastruktur aus.

Still und leise hat die US-Post bereits im vergangenen Juli einen Schlussstrich unter das Abkommen mit Lockheed Martin gezogen. Der Vertrag unter der Projektbezeichnung "Universal Computing Connectivity" (UCC) wurde im Oktober 2004 mit viel Tamtam auf den Weg gebracht. Er sollte die Partner für die Dauer von 18 Jahren aneinander binden. Lockheed Martin verpflichtete sich, Services für die drahtlose und kabelgebundene Sprach- Daten-, und Video-Übertragung zu liefern. Die Kosten für die Post über die gesamte Vertragslaufzeit hinweg wurden auf drei bis sechs Milliarden Dollar geschätzt.

"Aufgrund veränderter Geschäftsziele und -bedingungen haben sich der U.S. Postal Service und Lockheed Martin darauf verständigt, den UCC-Vertrag in gegenseitigem Einvernehmen zu beenden. Das schließt nicht aus, dass beiden Seiten künftig andere Verträge miteinander vereinbaren", lautete die offizielle Stellungnahme der US-Post dazu. Lockheed Martin kommentierte das Ende der Beziehung nicht.

Aufgabe von Lockheed Martin, Rüstungskonzern, System-Integrator und Anbieter von Briefsortiermaschinen, wäre es gewesen, ein integriertes Netz für rund 38.000 Postniederlassungen zu errichten. Dazu holte er sich Carrier und Systemhersteller wie BellSouth, Qwest, SBC Communications, Verizon, AT&T, Hewlett-Packard und Hughes Network Systems ins Boot. Zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe bemühte sich die Post gerade, sich von einem Outsourcing-Vertrag mit MCI zu lösen. Das Management der Post hatte sich beunruhigt über die Entwicklung bei der MCI-Muttergesellschaft Worldcom gezeigt, die 2002 Insolvenz anmeldete.

"Lockheed Martin hat sehr gute Beziehungen zur US-Post, was die Sortiermaschinen betrifft, im Telekom-Umfeld hat das Unternehmen aber versagt", sagte Ray Bjorklund, Senior Vice President bei Federal Sources, einem Beratungshaus für die öffentliche Hand in den USA. Mit dem Ende des UCC-Projekts kehrte die Post wieder in die Arme des zuvor verschmähten Outsourcing-Dienstleisters zurück. Der Vertrag von MCI, nun Tochterunternehmen von Verizon, wurde erweitert. Zudem unterschrieben die Post-Manager einen zweiten Vertrag mit AT&T, um im Betrieb der Netzinfrastruktur nicht von einem Anbieter abhängig zu sein. (jha)