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US-Porno-Webmaster protestieren gegen neue Richtlinien

17.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Free Speech Coalition will stellvertretend für die US-amerikanische Pornobranche in der kommenden Woche eine einstweilige Verfügung gegen verschärfte Neuauslegungen bereits bestehender Gesetze erreichen, berichtet "Wired News". Und zwar sollen Webmaster von Sites mit eindeutigen Darstellungen sexueller Aktivitäten ab dem 23. Juni nachweisen, dass jede der abgebildeten Personen das gesetzlich vorgeschriebene Mindestalter von 18 Jahren hat. Pro Verstoß drohen dabei bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Der bislang relativ unüberwachten Branche würden damit mindestens Berge von Papierarbeit drohen. Viele Sites müssten vermutlich auch Teile ihrer Inhalte vom Netz nehmen, weil die ursprünglichen Unterlagen jemandem gehören oder nie existierten. Wer die Anforderungen nicht erfüllen kann - darunter viele kostenfreie Sites mit gestohlenem Content - muss wohl oder übel seine Site schließen oder den Besuch von Bundesermittlern riskieren.

Aus Sicht des amerikanischen Justizministeriums war es höchste Zeit, das Bundesgesetz in Sachen Internet zu überarbeiten. Aus Sicht der Bundesanwälte verbessern die neuen Vorschriften vor allem die Dokumentierungspflicht. Die Porno-Branche hingegen fühlt sich gegängelt. Die Regierung verhänge diese "aufwändigen Regulierungen, um zu versuchen, dass Leute ihre Angebote vom Netz nehmen oder nach außerhalb der USA verlagern", erklärte Anwalt Lawrence Walters.

Sei Kollege Eric Bernstein erwartet gravierende Veränderungen der Industrie. "Es wird eine Menge Leute geben, die aus dem Geschäft aussteigen, und einer Menge anderer, die die Lücke füllen und ins das Geschäft einsteigen", glaubt der Anwalt. "Es werden weniger und weniger Leute Content von anderen kaufen, solange sie nicht buchstäblich die Unterlagen dazubekommen. Das wird zu neuen Produktionen und neuen Inhalten führen." Außerdem dürfte die neue Regelung - so sie denn in Kraft tritt - so genannter "Antik-Pornographie" von vor dem 3. Juli 1995 Auftrieb verschaffen, schätzt Bernstein, denn für diese älteren Inhalte wird kein Altersnachweis verlangt. (tc)