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US-Meinungsforscher sehen Forschung durch Handys gefährdet

29.09.2004

US-amerikanische Meinungsforscher machen sich zunehmend Gedanken darüber, ob ihre Ergebnisse noch repräsentativ und damit verwendbar sind. Grund dafür ist, dass sie ihre Erhebungen fast ausschließlich per Telefoninterview machen. Und hierbei wenden sich die Analysten an Menschen mit Festnetzanschluss. Jetzt aber stellen sie fest, dass es eine immer größer werdende Zahl von Menschen gibt, die nur noch ein Handy besitzen, über das sie erreichbar sind.

Zwar benutzen heute erst rund drei Prozent aller US-Amerikaner das Handy als einzige telefonische Kontaktmöglichkeit. Trotzdem bemängeln einflussreiche Meinungsforscher, dass sie bereits jetzt einen kleinen Ausschnitt der amerikanischen Bevölkerung gar nicht mehr erreichen - beziehungsweise nur noch unter sehr hohem Aufwand. Zudem glaubt etwa Kate Griffin, Analystin der Yankee Group, dass die Zahl derer, die nur noch das Handy als Kommunikationsmöglichkeit nutzen und keinen Festnetzanschluss mehr besitzen, auf rund 15 Prozent aller Erwachsenen ansteigen wird. Andere Meinungsforscher sagen zudem voraus, dass unter den 18- bis 40-Jährigen bis 2009 nicht nur ein Siebtel ausschließlich das Handy benutzt, sondern jeder Dritte oder Vierte. Trifft diese Vorhersage zu, würde allerdings ein sehr großer Ausschnitt der US-Bevölkerung für Meinungsforscher im buchstäblichen Sinn nicht mehr erreichbar sein - es sei denn, mit sehr viel höherem Aufwand.

Das würde für Meinungsforscher ein großes Problem etablieren. Wenn ein großer Ausschnitt der Bevölkerung nicht mehr für Meinungsinterviews erreichbar ist, verlieren entsprechende Untersuchungen erheblich an Aussagekraft. Das ist für amerikanische Meinungsforscher insofern ein Problem, als veröffentlichte Umfrageergebnisse einen großen Einfluss auf die Meinungen und auch das Wahlverhalten der Bürger haben. So hatten etwa Umfragen der Magazine "Time" und "Newsweek" nach dem Kongress zur offiziellen Bestallung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten einen deutlichen Vorsprung in der Bevölkerung für den amtierenden Präsidenten Georg W. Bush gegenüber seinem Herausforderer John Kerry von mehr als zehn Prozentpunkten ermittelt. Problem dabei war allerdings, dass andere Umfragen zu einem ganz anderen Ergebnis kamen. Jetzt befürchten die Meinungsforscher, dass mit der zunehmenden ausschließlichen Nutzung von Handys

als Kommunikationsmöglichkeit die Ergebnisse weiter verfälscht werden könnten. Zudem haben die Meinungsforscher momentan noch keine Antwort darauf, wie sich das Problem lösen ließe. (jm)