US-Konzerne pushen Powerline

19.12.2005
Current Communications und TXU Corp. wollen ab Ende nächsten Jahres über zwei Millionen Kunden in Texas mit Breitbanddiensten über deren Stromanschlüsse versorgen.

Der Kampf um die Breitbandkunden könnte sich mit dem Eintritt der Stromkonzerne weiter verschärfen. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" planen der US-amerikanische Telekommunikationskonzern Current Communications Group LLC sowie der US-Energieversorger TXU Corp., ab Ende kommenden Jahres über zwei Millionen texanische Haushalte mit einem breitbandigen Internet-Anschluss über deren Stromnetz zu versorgen. Laut den bislang vorliegenden Informationen hat sich TXU für 150 Millionen Dollar verpflichtet, in den kommenden zehn Jahren die Kommunikationstechnik von Current einzusetzen. Details, welche Dienste zu welchen Preisen angeboten werden sollen, stehen noch nicht fest. Allerdings soll die Verbindungsgeschwindigkeit schneller sein, als bei den herkömmlichen Telefonleitungen und Fernsehkabelverbindungen.

Bislang wurden die Anbieter von Internetdienstleistungen über das Stromnetz meist als unbedeutende Mitspieler im milliardenschweren Kommunikationsgeschäft belächelt (siehe auch: High-Speed Internet-Nutzung in den USA). Vertreter großer Konzerne kritisierten die dahinter liegende Technik als unausgereift und teuer. Tatsächlich müssen die Energieversorger zunächst ihr Netz aufrüsten, um Internet-Dienste offerieren zu können. Auch die erforderlichen Modems galten bislang als zu teuer. Das soll den Current-Verantwortlichen zufolge heute nicht mehr gelten. Neu entwickelte Chips böten heutzutage eine verbesserte Leistung bei gleichzeitig geringeren Preisen. Sie rechnen mit Kosten von etwa 25 Dollar für das Strommodem. Zudem könnte die Technik von den Anbietern subventioniert werden, wie es auch bei der Neubeauftragung von DSL-Anschlüssen hierzulande die Regel ist.

Befürworter der Broadband-over-Power-Line-Technik (BPL) versprechen sich eine Reihe neuer Möglichkeiten, die über das reine Internet-Angebot hinausgehen könnten. So sei beispielsweise denkbar, herkömmliche Haushaltsgeräte, die sowieso an das Stromnetz angeschlossen sind, mit zusätzlichen Kommunikationsfähigkeiten auszustatten. Damit könnten Kühlschrank oder Waschmaschine selbständig Defekte melden und einen Reparaturservice alarmieren. Die Federal Trade Commission (FTC) verspricht sich mit BPL eine flächendeckendere Internet-Versorgung, da das Stromnetz größere Teile des Landes erschließt als Telekommunikationsleitungen.

In Deutschland ist von der einstigen Euphorie rund um Internet aus dem Stromkabel kaum noch etwas zu spüren. Großkonzerne wie Siemens oder Nortel Networks und Energieerzeuger wie RWE haben sich von der Technik weitgehend verabschiedet. Die Powerline-Vertreter litten nicht nur unter offenen regulatorischen Fragen zum Thema elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), sondern auch unter der häufig mangelhaften Performance im Alltagsbetrieb. Ob Powerline mit einer überarbeiteten Technik auch hierzulande eine Renaissance erlebt, bleibt abzuwarten. Rückendeckung wäre zumindest vorhanden. Erst zur CeBIT 2005 hatte der damalige Wirtschaftsminister Wolfgang Clement vehement mehr Wettbewerb im DSL-Geschäft gefordert und dabei auch alternative Zugangstechniken wie das TV-Kabel und das Stromnetz ins Spiel gebracht (siehe auch: Clement fordert mehr Wettbewerb bei Breitband-Technologien). (ba)