Behörden wollen Peoplesoft-Übernahme gerichtlich stoppen

US-Justiz klagt gegen Oracle

05.03.2004
MÜNCHEN (CW) - Das US-amerikanische Justizministerium hat bei einem Bezirksgericht in San Francisco Klage gegen Oracle eingereicht. Obwohl damit die Chancen für eine Übernahme des Konkurrenten Peoplesoft weiter sinken, hält Oracle-Chef Lawrence Ellison an seinen Plänen fest.

Mit der Klage gegen Oracles feindlichen Übernahmeversuch folgt das Department of Justice (DoJ) einer internen Empfehlung seiner Anwälte. Diese waren zu dem Schluss gekommen, eine Akquisition von Peoplesoft durch Oracle würde den Wettbewerb im Markt für Business-Software zu stark einschränken. Staatsanwälte in sieben US-Bundesstaaten haben angekündigt, sich der Klage gegen Oracle anzuschließen.

Fähnlein im Wind

In ihrer Argumentation stützen sich die Behörden pikanterweise auf einen Bericht von Chuck Phillips, heute President von Oracle. 2002 hatte Phillips noch als Analyst der Investment-Bank Morgan Stanley geschrieben, der Markt für Back-Office-Software werde von einem Oligopol aus SAP, Peoplesoft und Oracle dominiert.

Heute vertreten die Oracle-Verantwortlichen einen ganz anderen Standpunkt. Die Annahme, es gebe lediglich drei Anbieter, die die Anforderungen großer Unternehmen erfüllen könnten, entspreche nicht der Realität eines wettbewerbsintensiven, dynamischen und sich rasch verändernden Marktes, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. So investiere beispielsweise Microsoft derzeit über zwei Milliarden Dollar, um in diesem Markt Fuß zu fassen. Die Entscheidung der Justiz sei auf eine aggressive Lobby-Kampagne des Peoplesoft-Managements zurückzuführen.

Die Peoplesoft-Verantwortlichen sehen dagegen ihre Abwehrstrategie durch die Klage des Justizministeriums bestätigt. Der Vorstand hatte die jüngste Oracle-Offerte von 26 Dollar je Peoplesoft-Aktie mit dem Hinweis auf absehbare kartellrechtliche Probleme abgelehnt. "Jetzt ist es an der Zeit, dass Oracle von seinem Versuch absieht, Peoplesoft zu schlucken", rät CEO Craig Conway dem Wettbewerber.

"Wir haben uns entschlossen, weiter zu kämpfen", kündigte indes Oracle-Manager Phillips vor einer Versammlung von Peoplesoft-Anwendern an. Allerdings habe niemand gesagt, es werde leicht werden. Bereits in der Vergangenheit hätten sich Unternehmen gegen die Entscheidungen der Justizbehörden gewehrt und auch gewonnen.

Allerdings wird sich die Klage des Justizministeriums auf die Übernahmestrategie Oracles auswirken. So sieht der Datenbankspezialist von seinem Vorhaben ab, anlässlich der für den 25. März geplanten Hauptversammlung Peoplesofts fünf eigene Kandidaten für die Vorstandswahlen zu nominieren. Außerdem verlängerten die Verantwortlichen die Frist für die Annahme ihres Kaufangebots bis zum 25. Juni dieses Jahres. Die Resonanz der Peoplesoft-Aktionäre auf das Oracle-Angebot blieb jedoch zögerlich. So waren bis Ende Februar knapp 5,3 Millionen Anteilscheine zugesagt. Das sind etwa 1,5 Prozent aller Peoplesoft-Papiere.

Schlechte Karten für Oracle

Nach Einschätzung von Analysten hat sich nicht viel geändert. Zwar hätten sich Oracles Aussichten verschlechtert, den Konkurrenten zu übernehmen, kommentiert Philip Carnelly, Research Director von Ovum. Doch die Chancen seien bereits vorher gering gewesen. Jim Shepherd, Analyst von AMR Research, warnt die Peoplesoft-Kunden davor, sich in der Hoffnung auf ein Scheitern Oracles zu früh zurückzulehnen. Ein Gerichtsverfahren könne sich über Monate hinziehen. Letztlich verlängere dies nur die Unsicherheit im Markt. (ba)