Der Goldrausch ist vorbei

US-Inkubatoren steht das Wasser bis zum Hals

15.12.2000
MÜNCHEN (CW) - Unter der schlechten Stimmung an den US-amerikanischen Börsen leiden nicht nur jene Unternehmen, die ein IPO geplant hatten, sondern auch die Inkubatoren, deren Geschäft da-raus besteht, in diese junge Firmen zu investieren. Wer nur bestimmten Trends gefolgt ist, hat jetzt das Nachsehen.

Waren im vergangenen Jahr Inkubatoren emsig dabei, ihre Portfolios um viele gewinnversprechende Beteiligungen aufzustocken, so dürfte ihr momentanes Hauptproblem darin bestehen, diese Anteile wieder loszuwerden. Der normale Weg, nämlich die Firmen an die Börse zu bringen und die Anteile mit Gewinn zu verkaufen, ist bei dem derzeitigen Klima an den Kapitalmärkten verschlossen. Ebenso schlecht stehen die Chancen, ein kaufwilliges Unternehmen zu finden.

Damit sind aber die Möglichkeiten der Investoren einen profitablen Umsatz zu generieren, hinfällig. Vor allem Inkubatoren, die an der Börse notiert sind, bekommen nun den Druck von seiten des Marktes in Form eines Kursrutsches zu spüren. Der Wert der Anteilscheine des US-Inkubators Divine Inventures beispielweise sank seit Sommer dieses Jahres von rund 13 Dollar auf aktuell 2,5 Dollar. Noch heftiger traf es den erst ein Jahr jungen Wettbewerber Internet Capital Group (ICG), der vor allem in Firmen aus dem B-to-B-Sektor investiert hatte. Die Gruppe musste seit Anfang des Jahres einen Kursverlust von 200 auf 16 Dollar hinnehmen.

Nach dem Motto, wenn keine Einnahmen fließen, müssen Ausgaben gestrichen werden, suchen die Firmen nun nach Möglichkeiten, ihre Kosten möglichst gering zu halten. Divine entließ daher jüngst 250 Beschäftigte seiner Portfolio-Unternehmen und kürzte das eigene Team von 41 auf 23 Mitarbeiter. Auch ICG reagierte mit Kündigungen auf die derzeitige Flaute und setzte ein Drittel der Belegschaft vor die Tür. Gleichzeitig plant das Unternehmen, seine Investitionsgeschäfte in Zukunft einzuschränken und sich mehr auf die Betreuung der aktuellen Portfolio-Firmen zu konzentrieren.

Ähnliche Schlankheitskuren verkündeten auch die beiden privat finanzierten Inkubatoren Garage. com und Ideallab. Letzterer hatte vor allem dem Hype im Bereich Online-Shopping vertraut und in Unternehmen in diesem Sektor investiert. Dass die Firma damit auf das falsche Pferd gesetzt hat, wird immer deutlicher: Zwei ihrer Schützlinge mussten bereits die Geschäftstätigkeit einstellen.