Gartner-Umfrage

US-Handel: Die meisten Datenverluste werden verschwiegen

26.05.2008
Fast jedem zweiten US-Retailer sind bereits kritische Daten abhanden gekommen - nur wenige setzen ihre Kunden allerdings davon in Kenntnis, moniert Gartner.

Nach einer aktuellen Gartner-Umfrage unter 50 US-Einzelhändlern gaben 21 Prozent der Befragten an, bereits einen Datenverlust erlitten zu haben. Nur drei der Händler hätten den Vorfall allerdings gemeldet, so das Marktforschungsinstitut.

Zwar lasse sich angesichts der geringen Zahl an befragten Unternehmen schwer auf die Art der abhanden gekommenen Daten schließen, räumt Gartner-Analystin Avivah Litan ein. Dennoch zeuge das Ergebnis von einem bemerkenswerten Trend: "Kritische Daten werden gestohlen - und in der Regel nicht gemeldet", so Litan. Demnach sei davon auszugehen, dass die Zahl der Verluste weit höher sei, als bekannt werde.

Viele US-Bundesstaaten haben mittlerweile Gesetze verabschiedet, wonach Händler ihre Kunden informieren müssen, wenn deren persönlichen Daten kompromittiert wurden. Die daraus resultierende negative Publicity halte viele jedoch offenbar davon ab, Meldung zu erstatten, so Litan. "Sie sehen, was mit Unternehmen wie TJX und Hannaford passiert ist, und wollen nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich ziehen - so lange sie dazu nicht gezwungen sind." Dem US-Einzelhandelskonzern TLX waren im Jahr 2006 94 Millionen Kreditkartennummern, der amerikanischen Supermarkt-Kette Hannaford im Zuge eines im März gemeldeten Datenverlusts geschätzte 4,2 Millionen Kontonummern gestohlen worden.

Zu "Datenverlusten" zählt Gartner Phishing-Attacken und kompromittierte Daten Dritter, gestohlene oder abhanden gekommene Laptops sowie Insider- und Hacker-Angriffe. Gegen vier der von den Analysten befragten Händler haben Kredtikartenunternehmen laut Litan eine Geldbuße verhängt, da sie die Anforderungen des PCI-Standards (Payment Card Industry) nicht erfüllten, weiteren elf drohen aus diesem Grund Strafen.

Datenverluste bei Einzelhändlern stellen laut Gartner eine der Hauptursachen für Kreditkartendiebstahl dar - so sollen rund 20 Prozent aller derartigen Vorfälle darauf zurückzuführen sein. Die Kreditkartenindustrie rechne in den kommenden zwei Jahren mit einer Verdoppelung der diesbezüglichen Betrugsrate, so das Marktforschungsinstitut. (kf)