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US-Forscher entwickeln das nächste Internet

29.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-amerikanische National Science Foundation (NSF) unterstützt ein Projekt, in dessen Rahmen eine komplett neue Internet-Architektur - unter anderem mit eingebauten Sicherheitsmechanismen und Unterstützung für allgegenwärtige Sensoren und drahtlose Kommunikationsgeräte - entstehen könnte. Das Global Environment for Networking Investigations (GENI) wird dazu ein Förderprogramm und ein noch nicht im Detail geplantes Testlabor beinhalten.

Angekündigt wurde das Forschungsprogramm einem Bericht von "WIRED News" zufolge am Mittwoch vergangener Woche im Rahmen eines Treffens der Special Interest Group on Data Communications (SIGCOMM) in Philadelphia. GENI ist das Resultat der Idee eines "Tabula-rasa"-Internets, das unter anderem Guru Parulkar, Program Director Networking Technology and Systems der NSF, und der MIT Senior Research Scientist David Clark in den vergangenen Jahren entwickelt haben.

Clark arbeitete bereits in den 1980er-Jahren als Chief Protocol Architect der Internet-Initiative der US-Regierung. Er ist inzwischen zu der Ansicht gelangt, das ganz neue Netz-Designs nötig sind, um mit Problemen wie Viren, Identitätsdiebstahl und anderen Bedrohungen aufzuräumen, die gegenwärtig die Jahrzehnte alte Infrastruktur des Netzes plagen.

"Wir hatten eine Philiosophie und Kultur des Vertrauens", erinnert sich Professor Leonard Kleinrock von der University of California at Los Angeles, der ebenfalls an der grundsätzlichen Entwicklung des Internet mitwirkte. "Alles, was wir heute für die Sicherheit tun, ist Patchwork. Und das macht es viel schwieriger."

Seine Princeton-Kollegin Jennifer Rexford, die der SIGCOMM vorsitzt und zu den Mitverantwortlichen von GENI zählt, ergänzt: "Sicherheit ist heute ein unglaublich wichtiges Problem. Und wenn Sie das nicht lösen, dann haben Sie gar nichts gelöst." Ihre Universität ist eine von dreien, die das experimentelle Netz PlanetLab betreiben, das GENI in manchen Punkten inspiriert hat.

Zu wenig Datensicherheit im Netz würde laut Rexford das Vertrauen in den E-Commerce weiter erodieren. Auf der anderen Seite würde zu viel Privacy es schwierig machen, Angriffe im Netz aufzuspüren. Die Princeton-Frau träumt deswegen von eine Netz, das zwischen beiden Extremen eine Balance findet, "indem es ein breites Spektrum von Opting-in und Opting-out anbietet".

Dazu soll GENI mit experimenteller Hardware, "neuen Klassen von Plattformen und Netzen" sowie "neuen Computing-Paradigmen, die durch allgegenwärtige Geräte ermöglicht werden" arbeiten. Es soll außerdem die Lücke zwischen experimentellen Forschungsnetzen und normalen Internet-Nutzern schließen. "Eine Maßzahl für den Erfolg ist, dass GENI tatsächlich die Bedürfnisse der Menschen erfüllt", so Rexford. "Es wird sich nicht ausschließlich auf nerdige Nutzer fokussieren, sondern auch auf eine breitere Anwenderschaft." (tc)