McDonnell Aircraft installiert Unix-Netz

US-Flugzeugbauer macht jetzt ernst mit Downsizing-Projekt

24.01.1992

ST. LOUIES (IDG) - Was bisher vor allem theoretisch diskutiert wird, setzt die McDonnell Aircraft Company in die Tat um: in erster Linie für die CAD/CAM-Verarbeitung mit demProdukt "Unigraphics" installiert der Flugzeugbauer ein Netzwerk aus mehreren hundert Unix-Rechnern, das die bisherige klassische Mainframe-Umgebung entlasten soll.

Bei den in einem Client-Server-Netzwerk miteinander verbundenen Workstations handelt es sich um Hewlett-Packard-Modelle der Serie 700 und um Sparcstation-2-Systeme von Sun Microsystems. Gegenwärtig besteht das Netz aus rund 300 Maschinen, bis zum Jahresende sollen weitere 300 Rechner hinzukommen. Im nächsten Jahr, so die Verlautbarungen des Information Systems Executive wird das Netzwerk voraussichtlich aus mehr als 1000 Rechnern bestehen.

Für den Entwurf von Jagdflugzeugen

Die Unix-Workstations sollen in erster Linie dazu genutzt werden, militärische Jagdflugzeuge vom Typ "FA/18 Hornet" neu zu entwerfen. Als CAD/CAM-Software setzt das Unternehmen Unigraphics von der EDS Corp. ein, ein Produkt, das der DV-Dienstleister im vergangenen Jahr mit Übernahme der Systems-Integration-Unit von McDonnell-Douglas erstanden hat.

Daß dieses Downsizing-Projekt eine Reihe von Problemen aufwirft, ist den DV-Verantwortlichen bewußt. "Es gibt genügend Leute, die sich um die Stabilität des Unix-Betriebssystems sorgen und die fürchten, daß wir das Netzwerk und dessen Verwaltung nicht in den Griff bekommen könnten", gesteht Dick Navarro, stellvertretender Direktor des IT-Bereichs. Diese Probleme müßten jedoch bewältigt werden: "Wir haben andere Industrien gesehen, die sich gegen einen solchen Eingriff in ihre Informationsverarbeitung gewehrt und damit ihre Stellung am Weltmarkt eingebüßt haben. "

Diskutiert werden gegenwärtig unter anderem Fragen zum Thema Datensicherheit, Plattenspeicher-Platz - zusätzliche Speicherplatten wurden bereits installiert - und vor allem zum Daten-Management: "Was tun wir, wenn die Workstation-Kapazitäten ausgereizt sind? Wohin mit unseren Daten?", sorgt sich DV-Manager Thomas Mooney. Bisher sind die Dateien auf zehn Netzwerkserver von HP und Sun verteilt. Unsere Architektur ist noch nicht sauber genug durchstrukturiert, als daß wir heute schon mit letzter Sicherheit sagen könnten, wo künftige Files abgelegt sein werden", ergänzt Navarro.

Derzeit beobachtet McDonnell Aircraft mit Argusaugen die Entwicklungen am Markt für Unix-Datenbanken und Tools. Gesucht wird nach einem Produkt, das von der Leistung her an entsprechende Datenbanksysteme aus dem Mainframe-Sektor heranreicht.

Im Netzwerkbereich hat das Unternehmen bereits weitreichende Veränderungen eingeleitet. Weil der Datenverkehr künftig um ein Vielfaches zunehmen wird, hat sich das Unternehmen dafür entschieden, von ihrem Ethernet- auf ein Eiber-Data-Distributed-Interface. Netzwerk (FDDI) umzusatteln.

Eines der größten Probleme für die IS-Mannschaft sind die Anwender, die unter der Übergangsphase leiden und mit der neuen Unix-Umgebung erstvertraut gemacht werden müssen. Um diese Phase zu überbrücken, haben die DV-Spezialisten einen Bereich abgegrenzt, wo die Hardware bereits fertig konfiguriert und die Software geladen wurde. Ohne Probleme lassen sich diese Rechner in ein Netzwerk integrieren, an das über 200 Gebäude in einem Radius von zwei Meilen angeschlossen sind.