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Wikileaks-Coup

US-Diplomatie wohl vor unangenehmer Woche

29.11.2010

Wenig Rühmliches über Schwarz-Gelb

Wie aus den veröffentlichten Dokumenten aus der Berliner US-Botschaft hervorgeht, beurteilten die Amerikaner vor allem Außenminister Guido Westerwelle kritisch. Kurz vor der Bundestagswahl im September 2009 heißt es laut "Spiegel" in einer Einschätzung Murphys zu dem FDP-Chef: "Er wird, wenn er direkt herausgefordert wird, vor allem von politischen Schwergewichten, aggressiv und äußert sich abfällig über die Meinungen anderer Leute."

Wenig Lobendes haben die US-Diplomaten dem Magazin zufolge auch über die Kanzlerin zu berichten. Vor einem Treffen mit US-Präsident Barack Obama im April 2009 hätten sie nach Washington gemeldet, Merkel sei "bekannt für ihren Widerwillen, sich in aggressiven politischen Debatten zu engagieren".

Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer gilt laut "Spiegel" bei den Amerikanern als Populist. Außenpolitisch sei er weitgehend ahnungslos. Bei dem Wechsel des ehemaligen baden- württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger nach Brüssel sei es nach US-Ansicht darum gegangen, "eine ungeliebte lahme Ente von einer wichtigen CDU-Bastion zu entfernen".

Ein Schlaglicht werfen die Dokumenten auch auf schwierige politische Prozesse, etwa im Iran. So hätten Israel genauso wie arabische Verbündete die USA zu einem Militärschlag gegen den Iran gedrängt. Der saudische König Abdullah habe verlangt, "der Schlange den Kopf abzuschlagen". Staaten wie Bahrain und Ägypten hätten ähnliche Einschätzungen vertreten, enthüllte der "Guardian".

Nach Darstellung der britischen Zeitung haben die USA sogar versucht, die Führung der Vereinten Nationen auszuspionieren.

In den Akten finde sich aber auch viel Klatsch und Berichte vom Hörensagen. Über den libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi heiße es da, er reise praktisch nicht mehr ohne die Begleitung einer vollbusigen ukrainischen Krankenschwester. Und Medwedews Ehefrau Swetlana soll "schwarze Listen" über Amtsträger angelegt haben, die ihrem Mann gegenüber nicht hinreichend loyal seien. (dpa/tc)