WLAN, das bessere UMTS für Corporate Networking?

US-Carrier setzen auf Funk-LANs

14.09.2001
FRAMINGHAM (IDG) - Noch werden die Hersteller von Funk-LANs ausgelacht, wenn sie ihre Technologie im Vergleich zu UMTS als das bessere Verfahren für das Mobile Networking anpreisen. Doch dies könnte sich bald ändern: In den USA überlegen Mobilfunkanbieter, ob sie in den Metropolen nicht auf WLANs zur mobilen Datenübertragung setzen.

Noch vor einem Jahr galten Handynetze der dritten Generation, etwa UMTS mit Transferraten von maximal 2 Mbit/s, als die Zukunft der mobilen Datenübertragung. Eine Prognose, die den Netzbetreibern hierzulande 16 Milliarden Mark für eine Lizenz wert war. Mittlerweile kristallisiert sich jedoch heraus, dass womöglich die ursprünglich zur Vernetzung von Büros konzipierte WLAN-Technologie auch in den Citys die bessere Wahl ist. Bietet sie doch im Gegensatz zu UMTS Übertragungsraten von bis zu 11 Mbit/s.

Gedankenspiele der CarrierSo überlegen etwa in den USA die Netzbetreiber AT&T Wireless und Cingular Wireless, ob sie in den Metropolen nicht auf WLANs setzen und die zellulare Technik der Handynetze nur in schwach besiedelten Gebieten für den Datentransport nutzen. Eine Überlegung, die für Craig Mathias, Analyst bei der Farpoint Group in Ashland, Mass., durchaus Sinn macht.

Für diese Funknetze spricht in den Augen von Mathias vor allem, dass die Hardware deutlich billiger ist als vergleichbares UMTS-Equipment. Zudem müssten die Betreiber keine Milliarden teure Lizenzen vom Staat erwerben. Kritikern, die darauf hinweisen, dass die Wireless LANs nur eine begrenzte Flächendeckung haben, hält Mathias entgegen, dass mit der Einführung dieser Technologie in großen Unternehmen genügend Hotspots entstünden, und, entsprechende Roaming-Abkommen vorausgesetzt, auch ein flächendeckendes Netz entstehen würde.

Ein solches Netz könnte sich etwa ergeben, wenn mehr Unternehmen wie Starbucks, American Airline in seinen Lounges oder Hotels Wireless LANs einrichten und somit die Zahl der Hotspots erhöhen.

Visionen, die keine Luftschlösser bleiben müssen, wie ein Blick über den großen Teich zeigt. Dort hat etwa der Paketdienst UPS seine Fahrzeuge bereits mit Dualmode-Terminals ausgestattet, die in den Ballungszentren das firmeneigene WLAN verwenden. Deshalb beobachtet das Unternehmen die Planspiele der US-Carrier mit gemischten Gefühlen, da es wegen Interferenzen um die Sicherheit des eigenen Netzes fürchtet. So stellt sich UPS die Frage, ob sich die eigenen Terminals womöglich in die Funknetze der Carrier einbuchen und so die Sicherheit des UPS-eigenen Netzes komprommitieren.

Fedex fährt zweigleisigSchwierigkeiten, die der Konkurrent Fedex nicht so sieht. Hier überwiegt die Hoffnung, bei entsprechenden Angeboten der Mobilfunkfirmen die eigene IT-Abteilung von der lästigen Integrationsarbeit zu entbinden. Demzufolge hat Fedex seinen Fuhrpark ebenfalls bereits mit Dualmode-Geräten ausgestattet. In das gleiche Horn stößt auch der Transportdienstleister Landstar Systems in Jacksonville. Für Patrick Wise, Vice-President für E-Commerce bei Landstar, ist die Kombination aus Handynetzen und Funk-LANs die "perfekte Welt", wenn es den Carriern gelingt, die Systeme so zu integrieren, dass ein nahtloser Wechsel zwischen ihnen möglich ist.

Während die Carrier in Sachen WLANs als Alternative zum Handynetz offiziell noch von Überlegungen sprechen, wollen Branchenkreise wissen, dass bei den Herstellern bereits Aufträge für Dualmode-Equipment vorliegen. Und Dave Williams, Vice-President bei Cingular Wireless setzt noch eins drauf: Sein Unternehmen überlegt bereits, ob es über die WLANs mit Voice over IP auch Handy-Gespräche vermittelt.

Hierzulande könnte die Idee der Wireless LANs als Mobilfunknetz die Sieger im Milliardenpoker um die UMTS-Lizenzen eventuell schneller einholen, als ihnen lieb ist: Wenn nämlich die Hersteller verstärkt Funknetz-Equipment mit einer Reichweite von bis zu fünf Kilometern - anstelle der üblichen mehreren hundert Metern - auf den Markt bringen, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis entsprechende flächendeckende Funkinseln in den Städten entstehen. Offen ist allerdings, inwieweit die deutsche Regulierungswut womöglich diese Entwicklung bremst, weil die Betreiber dann eventuell eine Carrier-Lizenz benötigen.