Mainframer entdecken verschiedenste Downsizing-Methoden

US-Anwender portieren MVS-Programme nach Unix

19.07.1991

FRAMINGHAM (IDG) - Trotz aller Schwierigkeiten - die Konvertierung von Großrechneranwendungen auf das Unix Betriebssystem lohnt sich. Zu diesem Schluß kamen US-Anwender, die dieses Downsizing-Wagnis auf sich nahmen.

Für die Portierung von Mainframe-Applikationen nennt die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" in ihrem Bericht mehrere grundsätzliche Möglichkeiten: Wer sich nicht entschließen wolle, die gesamte Anwendung neu zu schreiben, der könne mit Hilfe eines Compilers und einer Reihe von Werkzeugen Cobol-Code in C-Statements umsetzen. Auch biete sich an, nur die Anwendung unter das Unix-Betriebssystem zu bringen und die Daten auf dem Großrechner zu belassen.

Besonders viel Erfahrung bei der Unix-basierten Variante des Downsizing hat die Burlington Coat Factory Warehouse Corp., Lebanon/New Hampshire, gesammelt.

Dort wurden eine ganze Reihe von Techniken erkundet, um mit Hilfe der Sequent Computer Systems Inc. sechs Anwendungen vom IBM-Mainframe auf Unix-Rechner zu bringen. So ist dort das seit 1970 im Einsatz befindliche Lagerhaltungssystem einem totalen Redesign unterzogen worden. DV-Leiter Michael Prince nennt den Grund: "Es ging nicht nur um Unix. Wir wollten gleichzeitig auf relationale Datenbanktechnik umsteigen."

Mainframe-Software für Unix rekompiliert

In einem weiteren Projekt ließ sich der Mantelfabrikant ein Planungs- und Verteilungssystem für den Großhandel auf Unix portieren. Das Unternehmen wollte die für seine Zwecke hervorragend geeigneten Funktionen der Software in Anspruch nehmen - allerdings nicht auf Mainframes. Also hat die Unicorn Systems Co., Los Angeles, das Cobol-Programm in C umgesetzt. "Die Rekompilation gelang fast vollständig", freut sich Prince, "nur ein ganz geringer Prozentsatz des Codes mußte nachträglich verändert werden."

Auch Chip-Hersteller Motorola stellt derzeit einen Teil seiner Fertigungssysteme auf Unix um.

62 D2/1-Datenbanken, 500 000 Zeilen Code und 800 Programme sind umzusetzen. Das Unternehmen bezeichnet dieses Projekt als "mission-citical", denn die betroffene Anwendung wird in etwa 30 Fabriken des Unternehmens auf 370-Großrechnern und 9370-Midrange-Systemen der IBM eingesetzt.

Bis 1992, so Motorola, soll das System auf den Motorola-Rechnern der Delta-8000-Reihe laufen. In der ersten Phase des Projektes, die sich von Mai bis November 1990 erstreckte, wurde die Applikation selbst umgestellt. Nun geht es darum, die Daten auf eine Unix-Datenbank zu portieren.

Nicht immer jedoch ist die Portierung mit einem so großen Aufwand verbunden wie bei Motorola. "Computerworld" zitiert Erfahrungen der Chrysler Corp., Highland Park/Michigan, wonach Cobol-Programme mit Embedded-SQL wesentlich einfacher zu portieren seien als Anwendungen, die sich auf den Transaktionsmonitor CICS stützen.

Ähnliches gelte für Cobol-Anwendungen, die auf VSAM statt auf DB2-Dateien zugreifen.