US-Anwender fuerchten um Datensicherheit America Online verkaufte die Daten der User an Marketiers

14.10.1994

WASHINGTON (IDG) - Eine lukrative Nebeneinnahmequelle hat einer der amerikanischen Anbieter von Online-Diensten entdeckt: America Online Inc. verkaufte die Daten ihrer eine Million Nutzer umfassenden Online-Gemeinde an Direkt-Marketing-Unternehmen. Damit scheinen sich die Befuerchtungen der US-Anwender, dass ihre Daten von den Service-Providern missbraucht werden koennten, zu bestaetigen.

Die zweifelhaften Praktiken von America Online wurden gerade zu einem Zeitpunkt bekannt, als in den USA die Sicherheit der User- Daten auf dem kommenden Information- Superhighway heiss diskutiert wird. So befuerchten 51 Prozent der Amerikaner, dass die Online- Anbieter womoeglich ihre Aktivitaeten wie Home-Shopping oder Home- Banking mitschneiden und abspeichern. Mittlerweile hat sich ein US-Kongressausschuss der Problematik angenommen und untersucht neben America Online unter anderem Mitbewerber wie Prodigy Services Co. oder die auch in Deutschland agierende Compuserve Inc.

America Online begann im letzten Monat damit, die Namen der Anwender fuer 100 Dollar pro 1000 User zu vermarkten. Gegen eine zusaetzliche Gebuehr koennen Direkt-Marketing-Unternehmen, wie die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" weiter berichtet, die Daten selektiert nach Postleitzahl, Einkommen, PC-Betriebssystem oder Alter der Kinder bekommen.

Bei America Online stoesst der Rummel um die Vermarktung der Anwenderdaten auf Unverstaendnis, denn laut President Stephen Case hat der Dienst eine strikte "Privacy Policy", bei der jeder Anwender bestimmen koenne, ob seine Daten geheim bleiben sollen. Kritiker bestaetigen zwar Cases Ausfuehrungen, bemaengeln aber, dass der entsprechende Menuepunkt so gut versteckt sei, dass der durchschnittliche Anwender ihn kaum finde.