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Urabstimmung bei Telekom - Beschäftigte stimmen über Kompromiss ab

28.06.2007
Bei der Deutschen Telekom ist am Donnerstag die Urabstimmung der Gewerkschaft ver.di über die Annahme des Kompromisses zur Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen und das Ende des Streiks angelaufen.

Bis zum Freitagabend sind rund 20.000 Mitarbeiter des Konzerns aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Ver.di-Bundesvervorstand Lothar Schröder zeigte sich zuversichtlich, dass bei dem Urnengang die erzielte Lösung auch unter den Mitarbeitern Zustimmung findet. Dann wäre der größte Arbeitskonflikt bei der Telekom mit einem fünf Wochen langen Streik endgültig beendet.

Zum 1. Juli wird der Bonner Konzern wie geplant drei Service-Betriebe (Callcenter, Kundendienst, technische Infrastruktur) unter dem Dach der T-Service gründen. Die neue Tochterfirma wiederum gehört zur Festnetzsparte des Unternehmens. In diese Gesellschaften sollen dann 50.000 Mitarbeiter aus der T-Com, darunter zirka 20.000 Beamte, wechseln. Über die Konditionen des Transfers hatten die Tarifpartner in der vergangenen Woche nach einem Verhandlungsmarathon von acht Tagen eine Lösung erzielt.

Sie sieht unter anderem für die Angestellten eine Absenkung der Löhne und Gehälter um 6,5 Prozent vor, mit Ausgleichszahlungen über einen längeren Zeitraum. Außerdem müssen die Beschäftigten, die einen Kündigungsschutz bis Ende 2012 erhalten, mit 38 Wochenstunden vier Stunden länger arbeiten als bisher. Die Große Tarifkommission von ver.di hatte dem Kompromisspaket ebenfalls zugestimmt.

Abstimmung an 350 Standorten

Bundesweit findet nach ver.di-Angaben die Urabstimmung an 350 Standorten der Telekom statt. Das Endergebnis soll am Freitagabend bekannt gegeben werden. Ver.di rechnet mit einer Zustimmung von deutlich mehr als 50 Prozent. Obwohl der ver.di-Verhandlungsführer Schröder in den vergangenen Tagen auf Informationsveranstaltungen für den Abschluss geworben hatte, war die Stimmung an den Urnen keineswegs einhellig. "Bei so einem Kompromiss fragt man sich doch, wozu wir eine Gewerkschaft brauchen", sagte ein Telekom-Mitarbeiter in Düsseldorf und kündigte seinen ver.di-Austritt an. Ein anderer dagegen meinte: "Ich bin mit dem Abschluss zufrieden, es hätte auch anders kommen können". Das wichtigste für ihn sei die Job-Garantie.

Schröder machte erneut deutlich, dass die Mitarbeiter trotz Gehaltskürzungen keine finanziellen Einbußen erleiden würden. Die prozentualen Einschnitte werden zunächst von der Telekom ausgeglichen und sollen später durch Tariferhöhungen wettgemacht werden. Zwei Prozent mehr reichen Schröder zufolge aus, um die Gehälter auf dem jetzigen Niveau zu stabilisieren. Falls nicht, wird die Telekom aus einem Sondertopf mit einem Volumen von 18 Millionen Euro die Differenz hinzuschießen. Mittelfristig rechnet Schröder sogar mit realen Einkommenszuwächsen.

Die Auslagerung ist Teil der Konzernstrategie von Vorstandschef René Obermann, das Unternehmen in Deutschland wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Im Inland verliert die Telekom weiterhin ein hohe Zahl von Kunden an die Wettbewerber. Neben Kosteneinsparungen zwischen 500 Millionen und 900 Millionen Euro will die Telekom vor allem den Service verbessern, um so Kunden an sich zu binden und wieder zurückzugewinnen. (dpa/tc)