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Update: VG Wort sieht Druckerhersteller im Fantasialand

22.01.2007
Die Verwertungsgesellschaft wirft Druckerherstellern manipulativen Umgang mit Zahlen und Zusammenhängen vor.

Der Streit zwischen den Druckerherstellern und der Verwertungsgesellschaft VG Wort um die Urheberrechtsvergütung geht in die nächste Runde. Nachdem die Druckhersteller mit ihrer Kampagne "Teuerland - Wir schlagen drauf" gegen pauschale Geräteabgaben Front gemacht haben, kontert jetzt die Autorenvertretung. "Man mag als Druckerhersteller versucht sein, mit hochglänzenden, farbigen Abbildungen Eindruck zu schinden", kritisiert VG-Wort-Vorstand Ferdinand Melichar, "man sollte jedoch aufpassen, sich dabei nicht gänzlich in eine Fantasiewelt zu verlieren."

Die VG Wort stösst sich vor allem an der Darstellung der Druckerhersteller, dass in Deutschland die höchsten Urheberrechtsabgaben zu zahlen seien und deshalb der deutsche Verbraucher im Vergleich zu anderen Europäern deutlich benachteiligt sei. Glaubt man der VG Wort, so praktizieren immerhin 24 von 27 EU-Staaten im audio- und audiovisuellen Bereich ein pauschales Vergütungssystem für Geräte und Speichermedien. Im Bereich der Kopiergeräte und Drucker würden entsprechende Abgaben in 16 der 27 Mitgliedsstaaten erhoben. Hierzulande zahlt die Industrie auf Drucker und Multifunkionsgeräte allerdings derzeit aufgrund einer Klage beim Bundesgerichtshof keine Abgaben.

Unseriös ist laut VG Wort auch die Behauptung der Druckerhersteller, dass eine Urheberrechtsabgabe Multifunktionsdrucker um bis zu 171 Prozent verteuern würden. Hier habe die Industrie einfach das günstigste Gerät für 32,00 Euro genommen und die Pauschale von zehn Euro draufgeschlagen. Orientiert man sich dagegen an der Darstellung des Bitkom, wonach Drucker im Jahr 2006 durchschnittlich 115 Euro kosteten, dann verteuert die Urheberrechtsabgabe die Geräte um 8,7 Prozent.

Entscheidender für den Verbraucher dürfte aber unter dem Strich weniger die Frage nach der Pauschalabgabe sein, als vielmehr, ob die Tintenpreise stabil und niedrig sind. Denn im Druckergeschäft macht die Industrie laut Branchenkennern fast 90 Prozent ihres Umsatzes mit Verbrauchsmaterialien wie Druckerpatronen. (hi)