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Vertriebsoffensive angekündigt

Update: Software AG enttäuscht mit webMethods

22.04.2008
Deutschlands zweitgrößter Softwareanbieter Software AG hat im ersten Quartal die Erwartungen wegen des starken Euro und des enttäuschenden Geschäfts mit der Integrationssoftware webMethods verfehlt.

In Europa und Asien blieb der Hoffnungsträger webMethods hinter den Erwartungen zurück, sagte Finanzvorstand Arnd Zinnhardt am Dienstag. Zinnhardt will mit einer Vertriebsoffensive gegensteuern. Insgesamt stieg der Umsatz durch den webMethods-Zukauf und das starke Stammgeschäft mit Software für Großrechner (ETS) zwar von 124,7 auf 159,4 Millionen Euro (Prognose 169,9 Millionen). Ohne Währungseffekte hätte der Umsatz um elf Millionen Euro höher gelegen. Am Vormittag gab die Aktie bei hohen Umsätzen um 3,6 Prozent auf 46,28 Euro nach.

Dem Aktienkurs half auch nicht, dass die Darmstädter ihre Ziele für 2008 bestätigt hatten und weiterhin eine EBIT-Marge von 24 Prozent und einen Umsatzanstieg um 24 bis 27 Prozent anpeilen. Die negative Marktreaktion war Händlern zufolge in erster Linie vom enttäuschenden webMethods-Geschäft getrieben. Der Rückgang bei den Lizenzeinnahmen weckt bei UniCredit-Analyst Knut Woller Zweifel, ob die Ziele für das Gesamtjahr - insbesondere das Wachstum bei den Lizenzumsätzen - erreicht werden können. Der Lizenzumsatz stieg währungsbereinigt von 46,9 Millionen auf 55,4 Millionen Euro und verfehlte die Marktprognose von 63,71 Millionen Euro. Positiv sei allerdings, dass die Software AG genug Spielraum bei den Kosten habe, um den deutlichen Rückgang bei den Lizenzen im ersten Quartal abzufedern. Das zeige die Überraschung beim EBIT, welches sich von 25 auf 36,0 Millionen Euro erhöhte.

Software AG setzt auf Vertriebsoffensive

Finanzvorstand Arnd Zinnhardt will bei webMethods den Vertrieb aufstocken. "Wir haben ein enormes Potenzial, das wir mit dem bisherigen Vertrieb nicht heben können. Was wir haben, ist die Produktpalette und die Kontakte. Wir brauchen aber mehr Füße, die zu Kunden gehen und mehr Qualität, um große Aufträge zu stemmen."

Die Vertriebsleute will Zinnhardt von der Konkurrenz abwerben. "Es ist viel Bewegung in unserer Branche. Zum Beispiel übernimmt Oracle BEA Systems - daraus ergeben sich Unsicherheiten und Leute verlassen die Unternehmen."

In den USA sieht Zinnhardt keine Notwendigkeit, den Vertrieb zu verstärken. "Dort haben wir eine kritische Masse." Insgesamt sei dort von einem Konjunkturabschwung nichts zu spüren gewesen. "Wir haben keinen Deal verloren durch die Hypothekenkrise. Auch im Bankensektor sehen wir keinerlei Abschwung." Daher peilt Zinnhardt im zweiten Quartal, wie im Gesamtjahr, eine EBIT-Marge von 24 Prozent an.

Starkes Wachstum in Brasilien und Japan erwartet

Starkes Wachstum verspricht sich die Software AG auch von anderen Übersee-Märkten. "Brasilien soll 25 bis 30 Millionen Dollar zum Umsatz beisteuern", sagte Zinnhardt. Bisher lag der Zielkorridor bei 20 bis 30 Millionen. Im ersten Quartal wurden die rechtlichen Streitigkeiten mit dem bisherigen Lizenzvertrieb beigelegt. "Da hatten wir noch keinen Umsatz. Im April kam aber schon etwas rein." Auch in Japan geht der gute Trend weiter", sagte Zinnhardt. "Dort sehen wir 20 Millionen Euro Umsatz plus."

WebMethods-Integration in drei Monaten abgeschlossen

Trotz der Vertriebsschwierigkeiten in Europa läuft laut Zinnhardt die Integration des bislang größten Zukaufs der Unternehmensgeschichte, webMethods, gut voran. "Die wesentlichen Arbeiten sind beendet - bleibt nur noch die Backoffice-Integration und damit sind wir in zwei bis drei Monaten fertig." Danach könne man sich wieder über das Thema Zukäufe unterhalten. (dpa/tc)