Nutzen weiterhin umstritten

Update: Office-Dokumentenformat Open XML ist ISO-Standard

02.04.2008
Microsofts neues Dokumentenformat Office Open XML ist nach monatelangem heftigen Streit als Standard der Normungsorganisation ISO akzeptiert worden. Das teilte die ISO nach Auswertung der Abstimmungen in ihren Mitgliedsländern am Mittwoch mit.

Microsoft bekommt damit eine bessere Position beim Verkauf seiner Office-Büroprogramme zum Beispiel an Regierungen und Behörden. Sie setzen bei ihrer Beschaffung zunehmend auf standardisierte Formate, um nicht in Abhängigkeit von einem Hersteller zu geraten. Ein Teil der Industrie wehrte sich massiv gegen die Anerkennung von Open XML als ISO-Standard. Unternehmen wie IBM, Google oder Sun Microsystems verwiesen darauf, dass es mit dem konkurrierenden Format ODF bereits einen ISO-Standard gebe.

Microsoft führte Open Office XML (OOXML) mit der Bürosoftware-Sammlung Office 2007 ein. Das Format ist offen, das heißt, die gesamte Dokumentation ist zugänglich und kann zur Entwicklung kompatibler Anwendungen verwendet werden. Das war bei früheren Microsoft-Formaten wie Word ursprünglich nicht der Fall. Anwender bekämen mit der Anerkennung des neuen Formats als ISO-Standard die Sicherheit, dauerhaft kompatible Programme für ihre Dokumente zur Verfügung zu haben, betonte Microsoft-Managerin Dorothee Belz. Außerdem sei gesichert, dass auch ältere Microsoft-Formate in Open XML dargestellt werden könnten.

Das rivalisierende Industrielager kritisierte in den vergangenen Monaten unter anderem, dass das Microsoft-Format überflüssig sei, weil ODF (Open Document Format) den gleichen Funktionsumfang habe. Außerdem hielten die Wettbewerber Microsoft vor, die mehr als 6500 Seiten starke OOXML-Dokumentation sei unausgereift und erhebe zahlreiche Sonderwege des Windows-Herstellers in den Rang eines Standards. Zudem sei es bei dem verkürzten Standardisierungs-Verfahren nicht möglich gewesen, das umfangreiche Papierwerk ausführlich durchzuarbeiten.

Belz, die bei Microsoft Deutschland die Rechtsabteilung führt, konterte, unter anderem bei der Kompatibilität zu weit verbreiteten bisherigen Office-Formaten sei OOXML, das von vorneherein darauf ausgerichtet worden sei, deutlich weiter als ODF, das aus der OpenOffice-Software hervorging. Da im Zuge des Standardisierungs-Prozesses rund 1000 Experten-Anmerkungen abgearbeitet worden seien, "sind wir uns sicher, dass Open XML ein sehr guter, sehr reifer Standard ist", sagte sie.

Die ODF-Befürworter hatten auch vorgeschlagen, die beiden rivalisierenden Standards zu verschmelzen. Dies wäre nach ihren Angaben in etwa zwei Jahren zu schaffen. "Das klingt aus Sicht der Nutzer zunächst gut. Die technische Realität sieht aber anders aus", sagte Belz dazu. Die Formate basierten auf einer völlig unterschiedlichen Architektur. Sie sei aber überzeugt, dass in absehbarer Zeit Konvertierungs-Software weit verbreitet sein werde. So gebe es bereits heute ein von Microsoft unterstütztes Open-Source-Projekt, das Lösungen zur Konvertierung von Open XML und ODF bietet.

Als ISO-Standards waren zuvor Formate wie HTML und PDF anerkannt worden. In einer ersten Abstimmung im September hatte OOXML noch die notwendige Mehrheit unter den 87 Mitgliedsländern für eine ISO-Standardisierung verfehlt. Beide Lager bezichtigten einander wiederholt, Druck bei der Besetzung der nationalen Gremien und bei den Abstimmungen ausgeübt zu haben. Microsoft warf den ODF-Verfechtern auch vor, ihre Programme gegen Wettbewerb schützen zu wollen.

In einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Forrester Research unter 259 Unternehmen aus den USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien gaben laut US-Medienberichten 43 Prozent der Firmen an, bereits Office 2007 zu nutzen (was aber natürlich nicht heißen muss, dass sie auch dessen Vorgabe OOXML verwenden). Zahlreiche weitere Unternehmen wollen demnach mit dem nächsten Gerätewechsel umsteigen. (dpa/tc)