Update: Kampf um Fußball-Fans in Verlängerung: Gegenschlag von Premiere

19.05.2006
Der Kampf der Pay-TV-Sender um die Gunst der Fußball-Fans in Deutschland geht in die Verlängerung.

Nach dem Verlust der Bundesliga-Pay-TV-Rechte an den neuen Rivalen Arena hat sich der bisherige Monopolist Premiere die Deutsche Telekom als starken Verbündeten ins Boot geholt und will die Spiele nun über das Internet ausstrahlen. "Diese Weichenstellung hat historische Bedeutung für die deutsche Medienlandschaft", frohlockte Premiere- Chef Georg Kofler am Freitag in München. Sein Konzern will dem Konkurrenten durch die Internet-Übertragung die Exklusivität rauben und so die Abwanderung seiner Kunden verhindern. Noch ist der Ausgang des spannenden Spiels aber längst nicht entschieden.

Bis Ende vergangenen Jahres war Premiere in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Kofler hatte den Pay-TV-Sender vor der Pleite bewahrt und in die schwarzen Zahlen geführt. Wegen der starken Konkurrenz durch frei empfangbare Sender in Deutschland ist der Sender auf exklusive Inhalte angewiesen. "Das überzeugendste Argument ist und bleibt: Ich sehe was, was du nicht siehst", beschreibt Kofler das Prinzip. Wichtigstes Programmjuwel waren dabei bisher die Bundesliga-Live-Übertragungen. Genau die aber landeten nun im Dezember vergangenen Jahres beim neuen Konkurrenten Arena, hinter dem Kabelnetzbetreiber stehen. Die schönen Zeiten des Monopols waren auf einen Schlag vorbei. Der Premiere-Aktienkurs brach ein, das Management des Konzerns musste sich erst vor wenigen Tagen auf der Hauptversammlung als Schaumschläger beschimpfen lassen.

Umso mehr war der erfolgsverwöhnte Kofler auf einen Befreiungsschlag angewiesen. Als am Freitag um 11.08 Uhr der Deal mit der Telekom unterzeichnet war, dürfte ihm daher ein Stein vom Herzen gefallen sein. Nun kann er sein Versprechen einhalten: Auch in der neuen Saison wird Premiere Live-Spiele der Fußball-Bundesliga präsentieren können. "Das ist ein ebenso schöner wie wichtiger Tag für Premiere", sagte er am Freitag.

Allerdings gibt es durchaus eine Reihe von Schönheitsfehlern. Die Zeit der Exklusivität ist in jedem Fall vorbei. Arena wirbt - sicherlich gebremst durch die derzeitige Unsicherheit - bereits fleißig Kunden an. Zudem werden Premiere und die Deutsche Telekom die Spiele erst einmal über die neuen VDSL-Breitband-Netze im Internet übertragen. Mittels neuer Decoder können die Spiele zwar dann auch auf dem normalen Fernseher gesehen werden. Allerdings können laut Telekom-Vorstand Walter Raizner bis Juni gerade einmal drei Millionen Haushalte an das VDSL-Netz angeschlossen werden. Noch einmal deutlich weniger werden dann wohl tatsächlich einen solchen Anschluss gebucht haben. Wie viele von diesen wiederum dann zum Sendestart über T-Online und Premiere Bundesliga schauen wollen, wagt noch niemand zu schätzen.

Arena gibt sich denn auch gelassen. "Alle Premiere-Kunden können Bundesliga live bei Arena einfach und zum günstigen Preis bei uns bestellen. Eine Minderheit, die VDSL empfangen und sich leisten kann, kann es bei Telekom bekommen", sagte Arena-Geschäftsführer Christoph Bellmer. Allerdings dürfte Premiere eines erreicht haben: Die Fußball-Fans sind verwirrt. Viele werden wohl noch abwarten, wie es weitergeht. "Lehnen Sie sich in Ruhe zurück und genießen sie die Übertragungen von der Fußball-WM", empfahl Kofler den Kunden. In der Zeit laufen die Premiere-Abos weiter. So rechnet Kofler in diesem Jahr auch nur mit einem leichten Rückgang der Abonnenten-Zahlen.

Premiere und die Telekom sehen ihr Bündnis aber noch in einem größeren Kontext. Neben Kabel und Satellit werde es künftig einen neuen, dritten Verbreitungsweg für das Fernsehen geben. Das, sagt der alte Fernseh-Kämpe Kofler, solle nicht unterschätzt werden. "Das erinnert mich an den Vertrag, den ich als sehr junger Fernsehchef bei ProSieben mit Astra unterschrieben habe." Auch damals hätten viele der neuen Satelliten-Übertragung keine Zukunft gegeben. (dpa/tc)