Update: Junge Frauen beim IT-Wettbewerb unter ferner liefen

16.07.2007
Informatik und Elektrotechnik scheint immer noch ein Feld, das geschlechtsspezifisch unausgewogen talentbewehrt ist. Beim Schülerwettbewerb "Leibniz Challenge" machten die männlichen Teenies die vorderen Plätze unter sich aus.

Mehr als 120 Schülerteams - so die Intel-Pressemitteilung - nahmen an dem gemeinsam von dem Prozessorhersteller mit dem Präsidium der Leibniz Universität Hannover sowie der Universitätseinrichtung uniKIK ins Leben gerufenen Wettstreit teil. Laut der Leibniz Universität (siehe Kasten) waren es sogar erheblich mehr. Den ersten Platz belegte das Team Einbeck Inside der Goetheschule Einbeck. Knapp dahinter lagen das Faust-Gymnasium Staufen und die Humboldtschule Hannover.

Bei der "Leibniz Challenge" waren die Schüler aufgefordert, Aufgabenstellungen aus dem Bereich Informatik und Elektrotechnik zu lösen. Zu den Aufgabenstellungen der Leibniz Challenge gehörte beispielsweise der Aufbau einfacher Schaltkreise bis hin zur Konstruktion eines elektronischen Tasteninstruments. Eine andere Anforderung beschäftigte sich mit dem Platzieren von Bauelementen auf Platinen.

Der Pressetext zur Veranstaltung vermerkt, auch reine Mädchengruppen hätten an dem Wettbewerb teilgenommen. Das beste Girlie-Team konnte dabei – O-Ton Intel-Pressemitteilung – "einen anerkennenswerten 26. Rang" erreichen. Das klingt eher nach Bankrotterklärung und danach, dass die IT-Branche auch in Zukunft eines der letzten fast frauenfreien Reservate bleiben wird.

Mädchen haben größeres Durchhaltevermögen

Der Artikel zum Leibniz-Challenge-Wettbewerb hat für einige Aufmerksamkeit gesorgt und teils heftige Reaktionen bewirkt. In einer Stellungnahme hat Florian Leydecker, Projektleiter des Wettbewerbs von der Leibniz Universität Hannover, erklärt, warum junge Frauen gar nicht so schlecht abgeschnitten haben.

Leydecker: "Schülerinnen und Schüler an technische Berufe heranführen und sie dafür begeistern, das ist keine leichte Aufgabe, gelten doch technische Fächer gemeinhin als trocken und langweilig. Dennoch, bei der "Leibniz Challenge unterstützt von Intel" haben 170 Gruppen mit insgesamt 638 Schülern aus fast 90 Schulen in ganz Norddeutschland mitgemacht – mit Begeisterung.

Die 102 Mädchen, die sich für den Wettbewerb angemeldet haben, waren teils in gemischten, teils als reine Mädchengruppen dabei. Bemerkenswert ist, dass die Mädchenquote zu Anfang bei 15 Prozent lag und zum Schluss sogar 27 Prozent betragen hat. Die Mädchen haben also im Schnitt ein größeres Durchhaltevermögen gezeigt. Und weit gekommen sind sie auch: Die zweitplazierte Gruppe bestand aus zwei Mädchen und einem Jungen. Auch das beste reine Mädchen-Team hat mit einem 26. Platz anerkennenswert gut abgeschnitten, denn die Mädchen der zehnten Klasse hatten natürlich mit einer starken Konkurrenz aus den höheren Jahrgangsstufen zu kämpfen.

Die 20 besten Gruppen haben Sach- und studienfördernde Preise erhalten. Daneben wurde jeweils das beste Team aus der neunten und der zehnten Klasse, sowie das beste reine Mädchenteam prämiert. "Fotoshooting" gab es keines – doch weil technische Fächer nicht trocken und langweilig sind und ein solcher Wettbewerb auch Freude machen soll, haben die Schülerinnen und Schüler ihre Kreativität spielen lassen und eigene Gruppenbilder gestaltet."

Frauenpower erst ab Platz 26

Die drei Schülerinnen von der Elsa-Brandström-Schule, die unter dem Künstlernamen Intelligent3 antraten, konnten nicht überzeugend darlegen, dass sie die zu absolvierenden Aufgaben optimal bewältigt haben. Sie erzielten jeweils null Punkte.

Die dreisten Drei, ebenfalls drei weibliche Vertreterinnen, vom Gymnasium Bad Nenndorf, schnitten da schon besser ab, wenn sie auch eher auf einem Mittelplatz landeten.

Vom gleichen Gymnasium stammten die Dancing Devils. Hier versuchte ein Bill-Gates-Verschnitt sich mit zwei jungen Elevinnen an den Aufgabenstellungen. Das führte aber nur zu einer geringfügig besseren Punkteausbeute als bei den INTELligent3. Zero Points bei drei von vier Aufgabenstellungen bewiesen, dass auch in dieser Powergruppe noch Entwicklungsoptionen bestehen.

Geballte Frauenpower stellten die Glücksbaerchies vom Gymnasium Lüchow dar: Fünf Mädchen, die mit rotem Herzchen für's Fotoshooting posierten. Im Vergleich zum gymnasialen Siegerteam Einbeck Inside ergatterten sie bei den zu bewältigenden Aufgaben jeweils lediglich die halbe Punktzahl. Allerdings sind die Glücksbaerchies auch erst in der zehnten Jahrgangsstufe, einem auch für junge Frauen schwierigen Alter an der Grenze zum wahren Leben. Buben in diesem Alter feiern noch mit bierseligen Ritualen pennälerhaft ihre jungmännliche Peergroup-Zugehörigkeit - weswegen sie von gleichaltrigen Mädchen zu Recht nicht mehr oder noch nicht ernst genommen werden können. Zehntklässler-Frauen befinden sich da hingegen schon auf der Abdrift in den Ernst des Geschlechterkampfs. Umso höher ist die vordergründig mittelmäßige Platzierung der fünf Glücksbaerchies zu bewerten.

Beim Sieger, den Einbeck Inside Jugendlichen, handelt es sich ebenfalls um ein Quintett, allerdings ein reinrassig männliches. Schon rein optisch grenzen sich die bebrillten Schlaumeier von ihren jüngeren, dabei reifer aussehenden Baerchie-Konkurrentinnen ab. Lauter fröhliche Vertreter von Chemiebaukästen grinsen ihr Siegerlächeln in die Kamera. Bei ihnen würde sich niemand über verbeulte, weil mit Potentiometern vollgestopfte Hosentaschen wundern. Gegen solche Konkurrenz mussten die Girlies vom Gymnasium Lüchow natürlich die Segel streichen. Allein die Tatsache, dass sie in der Diskothek aber sagen könnten, sie hätten sich gerade mit Platinenlayouts beschäftigt, dürfte das ansehnliche Lüchower Quintett aus der Masse der Teenies entscheidend herausheben.

Aus der hoben sich die in der Wertung des Leibniz-Challenge-Wettstreits weit oben rangierenden Unprogrammierbaren vom Gymnasium Mellendorf auch marketingtechnisch heraus. Mäßig frivol verpackt verbanden sie Hirn mit dem so wahren Slogan Sex sells in eine Saunaszene. Die lässt aber schon das Potenzial der noch recht brav Äugenden für künftige Ambitionen erahnen. Dann werden sie auch Platinen nicht mehr neckisch vor das Unaussprechliche halten, was in Anbetracht der gar nicht abgelegten Sporthosen ohnehin zu viel der politischen Korrektheit ist. Kommt Zeit, kommt Pep, darf man für die fünf hoffnungsvollen Eleven mutmaßen. Weitere Informationen zur Leibniz Challenge finden sich unter www.leibniz-challenge.de. (jm)