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Update: Infineon wird doch umgebaut

21.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Erst am 28. Juli 2005 berief der Aufsichtsrat von Infineon das Vorstandmitglied Kin Wah Loh zum Chef der Speicherprodukte, jetzt will sich der Hersteller von der verlustreichen Sparte trennen. Presseberichten zufolge hat Konzernchef Wolfgang Ziebart bereits zu Beginn seiner Amtszeit vor einem Jahr eine Abspaltung der DRAM-Produktion ins Auge gefasst. Die Speicherchips sorgen beim Halbleiterhersteller zwar für 40 Prozent des Umsatzes von zirka sieben Milliarden Euro, sie bescheren dem Unternehmen allerdings auch kräftige Verluste, zuletzt 240 Millionen im zweiten Quartal.

Bislang wies die Firmenleitung immer auf die Synergieeffekte zwischen den beiden Produktgruppen Logik- und Speicher-Chips hin. So wurden mit den teuren Produktionsanlagen zuerst die DRAM- und später die Logik-Bausteine gefertigt. Dieses Konzept lasse sich nicht länger umsetzen, behaupten Analysten. Eine Trennung der Speicherproduktion sei für Infineon der logische Schritt in Richtung Profitabilität. Interne Berechnungen haben laut Informationen des Handelsblatts ergeben, dass beide Sparten gute Chancen hätten, selbständig zu überleben. Auch deshalb, weil sie unterschiedliche Investoren anziehen: der stark schwankende Speichermarkt ist für risikofreudige Anleger interessant, während das Geschäft mit Logik-Bausteinen eher konservative Investoren anzieht. Der derzeitige Produktmix komme bei keiner Seite gut an. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs wider, der derzeit bei rund acht Euro liegt - der Emissionspreis lag im Jahr 2000 bei 35 Euro.

Falls sich der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 17. November zu einem Split entschließt, könnte dies im Februar 2006 die Hauptversammlung genehmigen und die Speichersparte im Sommer an die Börse gebracht werden. Einen Verkauf des DRAM-Geschäfts halten Insider für unwahrscheinlich.

Fehlgeschlagen ist auch der Versuch von Infineon, das Werk in München-Perlach an die Erfurter X-FAB Semiconductor zu verkaufen. "Es hat sich heraus gestellt, dass die wirtschaftlichen und strukturellen Defizite in Perlach zu groß sind", begründete Hans-Jürgen Straub, Vorstandvorsitzender der X-FAB die Absage. 800 Arbeitnehmer bangen weiter um ihre Arbeitsplätze.(kk)