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Update: Die Telekom setzt sich mit neuer Billigtochter Congstar zur Wehr

17.07.2007
Der deutsche Telekommunikationsmarkt ist mächtig in Bewegung. Die Tarife für Mobilfunk und schnelle Internetzugänge sinken, Experten erwarten eine Fortsetzung dieses Trends auch in den kommenden Jahren. Doch was die Kunden freut, verdirbt vor allem dem Marktführer Deutsche Telekom das Geschäft.

Die Kunden wechseln massenhaft zur Konkurrenz. Der Aderlass wird auch in diesem Jahr nicht nachlassen, räumt Vorstandschef René Obermann ein. Um den Schaden zu begrenzen, erinnerte er sich an die Zweitmarke Congster der inzwischen integrierten Tochter T-Online.

Mit leicht verändertem Namen - Congstar - und mit einem ordentlichen Marketingbudget ausgestattet, soll der Ableger nun die junge, wechselwillige Kundenschaft ansprechen. Diese kennt sich aus mit den günstigen Tarifen und viele sind bereits zu den billigeren Angeboten von E-Plus oder United Internet gewechselt. Die Telekom gilt mit ihren vielen Beamten als schwerfällig und teuer. Vor allem der Mobilfunkanbieter E-Plus nimmt die Konkurrenz mit seinen Marken Simyo und Base viele Kunden ab. Der Vorteil der Düsseldorfer: Die Tarife sind billig und einfach zu verstehen. Dem soll Congstar nun nacheifern. Mit dem Baukasten-System können sich die Nutzer ihr Paket für Festnetz, Internet und Mobilfunk selbst schnüren.

Bei den Preisen hinkt der Telekom-Spross allerdings hinter der Konkurrenz her. Ein DSL-Anschluss ist mit 31,40 Euro teurer als bei United Internet und Handy-Telefonate kosten pro Minute 19 Cent. Die Konkurrenz veranschlagt dafür 14 Cent. Wichtiger als der Preis ist nach Einschätzung von Congstar-Chef Alexander Lautz allerdings Flexibilität: "Die Menschen wollen keine langen Vertragslaufzeiten", sagt er bei der Präsentation der neuen Telekom-Tochter am Firmensitz im Kölner Rheinauhafen. Seine Kunden könnten monatlich ihren Vertrag kündigen. Er setzt sich damit vom Mutterkonzern und vielen Konkurrenten ab, die Kunden bei Handy- und DSL-Verträgen für zwei Jahre an sich binden.

Experten begrüßen den Start von Congstar, kritisieren allerdings die Preisgestaltung: "Positiv ist, dass die Telekom mit Congstar ein Angebot ohne Vertraglaufzeiten aufgelegt hat", sagt Martin Gutberlet von der Marktforschungsgesellschaft Gartner. Allerdings bemängelt er die Höhe der Preise. "Die Tarife liegen zum Teil über denen der Konkurrenz und manche Angebotsbestandteile sind für den Kunden schwer verständlich."

Congstar-Chef Lautz setzt sich ambitionierte Ziele: Bis zum Ende der Dekade will er den Umsatz der jungen Gesellschaft auf eine Milliarde Euro steigern. Dafür muss er die Kundenzahl von derzeit knapp 100.000, die noch von der Vorläufergesellschaft Congster stammen, deutlich steigern. "Unter einer Million wird sie 2010 nicht liegen", sagt der 40-Jährige. Er räumt ein, dass viele Kunden von der Telekom kommen werden. Aber dies sei besser als ein Komplettverlust an die Konkurrenz.

Um das Ziel zu erreichen, steckt das Unternehmen viele Millionen Euro in eine Marketingoffensive. So ist Congstar Sponsor des Hamburger Fußballvereins St. Pauli. Auch damit setzt sich der Neuling vom Mutterkonzern ab. Die Telekom sponsert den deutschen Rekordmeister FC Bayern München. (dpa/tc)