Vorbehalte gegen Public-Cloud

Unternehmen zögern noch mit ERP aus der Cloud

07.03.2014
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Anzeige  Die Mehrheit der deutschen Unternehmen erkennt die Vorteile von ERP-Lösungen aus der Cloud. Mehr als zwei Drittel von ihnen glaubt, dass sie zukünftig zum festen Bestandteil der Unternehmens-IT werden. Der tatsächliche Einsatz solcher Lösungen hält sich zurzeit jedoch noch in sehr überschaubaren Grenzen.

Die Unternehmen verbinden klare Mehrwerte mit der Cloud-gestützten Bereitstellung eines ERP-Systems. Dennoch setzt derzeit nur jede fünfte Firma ERP aus der Cloud ein oder plant dies. Ein deutlich geringerer Anteil im Vergleich zu Privat-Cloud-Lösungen, die bereits in fast jedem dritten deutschen Unternehmen genutzt werden. Aber mehr als 70 Prozent erwarten, dass sich Cloud-basierte ERP-Lösungen langfristig etablieren werden, so die Ergebnisse einer Studie von Pierre Audoin Consultants (PAC).

Für die repräsentative Umfrage haben die PAC-Marktforscher im Sommer letzten Jahres 100 CIOs, CTOs und IT-Leiter sowie Geschäftsführer aus deutschen Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern unterschiedlicher Branchen befragt. Die Stichprobe setzte sich jeweils zu etwa gleichen Teilen aus Firmen mit 20 bis 249, 250 bis 999 sowie über 1.000 Mitarbeitern zusammen.

Einschätzung der künftigen Bedeutung von ERP aus der Public Cloud; PAC 2013
Einschätzung der künftigen Bedeutung von ERP aus der Public Cloud; PAC 2013
Foto: PAC

Für kleine und große Firmen gleichermaßen interessant

"Wie die Studie belegt, halten deutsche Firmen das Konzept von ERP aus der Public Cloud mittlerweile für relevant, um bestehende Business-Anwendungen zu ergänzen oder zu ersetzen", so Frank Niemann, Principal Consultant Software & SaaS Markets. So verbänden sie mit diesem Konzept vor allem Mehrwerte in Bezug auf eine einfachere Anbindung internationaler Standorte, bessere Kostenstrukturen (Gebühren statt Investitionen) und eine geringere IT-Komplexität bei der Nutzung von ERP. Als größte Vorteile für die IT nennen die Firmen die leichtere Administration, bessere Skalierbarkeit und Unterstützung mobiler Endgeräte. Das gelte sowohl für kleine, wie auch für mittlere und große Unternehmen.

Frank Niemann, Analyst bei Pierre Audoin Consultants
Frank Niemann, Analyst bei Pierre Audoin Consultants
Foto: PAC

Als hauptsächliches Hindernis für die Public Cloud werden nicht etwa Widerstände aus der IT-Abteilung gesehen, sondern vor allem Sicherheitsfragen und noch unklare Rahmenbedingungen, wie etwa die unsichere Rechtslage und die Angst, sich von einem Anbieter abhängig zu machen. So ist die Rückführung der Daten bei Änderung des Bereitstellungsmodells eine wichtige Frage, die von der Anbieterseite beantwortet werden müsste.

Bedenken überwiegen noch

Obwohl die Mehrwerte der Public Cloud erkannt werden, scheinen die Hemmnisse beziehungsweise Nachteile zurzeit noch zu überwiegen. So bevorzugen Unternehmen derzeit in erster Linie das Private-Cloud-Modell, in dem sich die zentralen Bedenken gegenüber der Public Cloud bezüglich Sicherheit und Rechtslage nicht in diesem Umfang stellen.

Für die Mehrheit kommt die Public-Cloud-Variante daher heute noch nicht in Frage. Dennoch rät der PAC-Analyst, sich nicht von den Hürden abschrecken zu lassen: "Aufgrund der Mehrwerte dieses Konzepts sollten sich Firmen mit den Möglichkeiten von ERP aus der Public Cloud auf jeden Fall befassen. Dazu zählt aber auch, Rahmenbedingungen wie Sicherheit objektiv zu bewerten", resümiert Niemann.