Unternehmen wechseln immer schneller ihre CEOs aus

08.08.2002
Von Katja Müller
Die durchschnittliche Amtszeit eines Chief Executive Officer (CEO) hat sich in den vergangenen Jahren verkürzt. So behalten CEOs in deutschen Unternehmen lediglich drei bis vier Jahre ihre Führungsposition. Oft leidet die strategische Ausrichtung der betroffenen Unternehmen unter dem ständigen Wechsel an der Spitze.

Lediglich drei bis vier Jahre hat der CEO in einem deutschen Unternehmen seine Position inne. Mit diesem Ergebnis rangieren die inländischen Spitzen-Manager weltweit im Mittelfeld: Auch CEOs in anderen Staaten besetzen durchschnittlich nur drei Jahre ihre Posten. Das ist das Ergebnis einer Jahresstudie des Outplacement-Beraters DBM (Drake Beam Morin), New York, der die Fluktuation von CEOs von 2000 bis 2001 beobachtete und dazu 481 Unternehmen in 25 Ländern befragte - 40 davon in Deutschland.

Die Ursache für die kurze Verweildauer der CEOs vermutet DBM in der angespannten wirtschaftlichen Situation: „In einer Zeit, da sich der Erfolg immer stärker am Shareholder Value orientiert, entscheiden sich Aufsichtsräte heute bei einem Umsatzrückgang schneller für eine Neubesetzung als früher“, erklärt Sprecherin Margrit Kehmeier von Rundstedt & Partner, der deutschen DBM-Generalvertretung in Düsseldorf.

Rücktritte häufen sich

Ein Blick auf die Gründe des Ausscheidens zeigt, dass etwa jede vierte CEO-Stelle wegen Fusionen und Ankauf von Firmen gestrichen wird, während rund 24 Prozent der Manager entlassen werden oder zurücktreten. Dabei reduziert sich die Zahl der Abgänge aufgrund von Unternehmenszusammenschlüssen zunehmend: „In den Jahren zuvor waren Fusionen und Käufe mit 48 Prozent der wichtigste Grund für den Jobwechsel von CEOs“, so die Sprecherin. Die hohe Rücktrittsquote der CEOs begründet das Beratungsunternehmen mit der steigenden Belastung, der die Topmanager ausgesetzt sind. Kehmeier:„Nur ein geringer Prozentsatz kann dem Druck und Stress über einem langen Zeitraum widerstehen.“

Doch der schnelle Wechsel bleibt nach Meinung von Eberhard von Rundstedt, Geschäftsführer von Rundstedt & Partner, nicht ohne Folgen für die Firmen: „ Die Unternehmen leiden dadurch unter mangelnder Kontinuität und strategischer Ausrichtung.“ Darüber hinaus verunsichere der häufige Austausch die Belegschaft. Hier drohten dem Unternehmen Kostensteigerung und letzlich sogar ein Wertverlust der Aktien.

20 Jahre auf den Chefposten warten

Laut Studie spielt aber auch das Alter für die kurze Amtszeit eine Rolle. So avancieren viele Manager erst zum CEO, wenn sie nicht mehr weit von der Pensionierung entfernt sind; etwa 28 Prozent verlassen die Firma, um sich zur Ruhe zu setzen. In Japan, wo DBM 92 Unter-nehmen befragte, verbringen beispielsweise 87 Prozent der künftigen Chefs mehr als 20 Jahre im Unternehmen, bevor sie berufen werden. Ähnliche „Wartezeiten“ entstehen in Südkorea (86 Prozent) und Kanada (73 Prozent). In Deutschland muss sich jeder Zweite zwei Jahrzehnte gedulden. Die Nachfolger der CEOs kommen überwiegend aus den eigenen Reihen. Rund 86 Prozent der Stellen werden von Mitarbeitern des Hauses besetzt. Doch die Strategie, auf bewährtes Personal zu setzen, scheint nicht auszureichen. So vernachlässigten viele Firmen ihre Nachfolgeplanung. Lediglich zwei Prozent der befragten Unternehmen entwickelten ein „exzellentes“ Nachfolge-Management.