Bitdefender-Chef im Interview

"Unsere Konkurrenz sind kriminelle Hacker"

20.04.2017
Von  und


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Bitdefender ist eines der renommiertesten Unternehmen im Bereich der IT-Sicherheit. Wir sprechen mit CEO und Gründer Florin Talpes über den Markt, Buzzwords und Security-Awareness.

Der Name Bitdefender dürfte in unserer Viren- und Malware-affinen Zeit nicht nur für die Ohren von IT-Security-Experten vertraut klingen. Schließlich war das rumänische Unternehmen eines der ersten, das sich dem Themenfeld ganzheitlich widmete.

Florin Talpes ist CEO und Mitbegründer von Bitdefender. Wir haben mit dem Security-Pionier gesprochen.
Florin Talpes ist CEO und Mitbegründer von Bitdefender. Wir haben mit dem Security-Pionier gesprochen.
Foto: Bitdefender

Unter der Flagge des Softwarehauses Softwin erschien ab 1996 die Antivirus-Lösung AVX (Antivirus Experts). Im Jahr 2001 entstand schließlich das Unternehmen Bitdefender. Seither brachten die Rumänen zahlreiche Produkte sowohl für Endverbraucher, als auch Unternehmen auf den Markt, die in Sachen IT-Sicherheit unterstützen sollen.

Die COMPUTERWOCHE hatte die Gelegenheit, ein Gespräch mit Bitdefender-CEO Florin Talpes zu führen. Bei dieser Gelegenheit haben wir den Security-Pionier unter anderem zur aktuellen Marktlage, allseits beliebten Buzzwords und dem viel beschriebenen Fachkräftemangel befragt.

IT-Sicherheit zum Selbstschutz

COMPUTERWOCHE: Erzählen Sie uns doch einfach mal, wie Sie zum Security-Business gekommen sind. Und woher kommt eigentlich der Name Bitdefender?

FLORIN TALPES: Als wir angefangen haben, hatten wir zunächst keine geschäftliche Motivation. Wir wollten in erster Linie verhindern, dass unsere Kunden mit Viren infiziert werden. Damals steckte das Internet noch in den Kinderschuhen und die Verbreitung eines Computervirus' erfolgte noch über Diskette. Das konnte sich deswegen über mehrere Monate hinziehen. Es kam damals öfter vor, dass die Produkte unseres Unternehmens [Softwin, Anm. d. Red.] als Wirt missbraucht wurden. Um unsere Reputation zu schützen, haben wir uns dann insbesondere die Viren angesehen, die von den damaligen Security-Lösungen nicht erkannt wurden. Dann haben wir festgestellt, dass wir nicht die Einzigen mit diesem Problem sind und es viele Unternehmen gibt, die Interesse an seiner Lösung haben. So kam es, dass wir die erste verhaltensbasierte Antivirus-Lösung auf den Markt gebracht haben.

Zunächst haben wir unter dem Namen AVX firmiert. Damals war es noch ein Vorteil, wenn der Firmenname mit einem A begann. Doch dann haben wir uns ab 2001 auf den Namen Bitdefender geeinigt. Das passt auch besser zu unserer Philosophie, denn wir sehen uns nicht bloß als Antiviurs-Anbieter, sondern als ganzheitlich ausgerichtetes Security-Unternehmen.

COMPUTERWOCHE: Wie genau hat sich diese Unternehmensphilosophie im Laufe der Jahre - und im Vergleich zur Konkurrenz - weiterentwickelt?

TALPES: Eines unserer Grundprinzipien lautet, dass wir andere Sicherheitsunternehmen nicht als Konkurrenz sehen. Unsere Konkurrenz sind kriminelle Hacker. Und dieser Ansatz ist auch unser Innovationstreiber. Darüber hinaus bringen wir regelmäßig innovative Produkte auf den Markt, zuletzt beispielsweise im Bereich Smart-Home- und Cloud-Sicherheit.

COMPUTERWOCHE: IT-Security ist immer weniger nur ein Thema für die IT-Abteilung, gewinnt in allen Branchen zunehmend an Bedeutung und schafft es auch regelmäßig in die Schlagzeilen. Inwieweit kann man hier von einer allgemeinen Awareness-Steigerung sprechen?

TALPES: Betrachtet man den gesamten Security-Markt, kann man das so sehen - auch weil immer mehr Leute auf der C-Level-Ebene die Tragweite von Cyberangriffen erkannt haben. Das Problem dabei ist, dass oft nur aus bereits erfolgten Angriffen auf Unternehmen und deren Folgen gelernt wird. Dabei geht es nicht notwendigerweise darum, Geräte abzusichern, sondern seine Reputation zu schützen. Denn das ist das Entscheidende: Wenn ein Unternehmen angreifbar ist, sind auch es auch dessen Kunden.