COMPUTERWOCHE: Warum haben die Banken erst spät angefangen, Dinge nach außen zu geben?
Joachim Benner: Das ist ein Phänomen, das generell in Deutschland zu beobachten ist. Man ist bei uns mit dem Herausgeben von Geschäftsprozessen eher zurückhaltend. Gerade auch im Vergleich zum angelsächsischen Bereich.
Ist das bei Banken besonders schwierig?
Ja, viele Banken sehen es als heikel an, Dinge nach außen zu geben. Das liegt daran, weil Informationen weitergereicht werden. Da sind ja durchaus auch Konkurrenten dabei, an die man Teile auslagert. Etwa die Postbank, die den gesamten Zahlungsverkehr für einige Banken erledigt. Outsourcing ist ein Schritt, der nicht für alle Banken infrage kommt.
Hinken Deutschlands Banken hinterher?
Ja, zum einen liegt das an der Mentalität. Aber auch wenn man die Konsolidierung der Bankenlandschaft betrachtet, sind andere Länder schon viel weiter. Die Vielzahl an Banken, die wir haben, das geteilte Bankensystem mit den drei Säulen – Sparkassen, Volksbanken/Raiffeisenbanken und Privatbanken
– gibt es in anderen Ländern natürlich nicht. Da wurde im Ausland stark konsolidiert. Der Druck in anderen Ländern war stärker, sodass man dort eher bereit war, Teile auszulagern, um Kosten einzusparen und effizienter zu werden. Der Druck war hier früher nicht so stark.
Zu welchem Zeitpunkt haben die Banken gelernt abzugeben?
In den letzten drei, vier Jahren sieht man eine verstärkte Tendenz, Teile nach außen zu geben. Insbesondere in den letzten zwei Jahren kann man das beobachten. Je mehr es Verbreitung findet, desto geringer wird die Hemmschwelle.
Wie kann man sich noch differenzieren, wenn alle die IT in die gleichen Hände geben?
Dass sich die Bankenprodukte sehr ähnlich sind, ist ein Problem. Da spielt dann der Zinssatz eine wichtige Rolle, der Service und welches Verhältnis Sie zu Ihrer Bank haben. Vor diesem Problem stehen die Banken aber generell. Es hilft eher, wenn Banken Teile nach außen geben, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Dann kann sich die Bank über ihre Produkte besser definieren. Das ist kein Widerspruch.
Wie wird sich die Fertigungstiefe verändern?
Hier wird es einen Trend zur weiteren Reduzierung geben. Es ist schwierig, das mit einer Zahl zu belegen, sie wird aber in Zukunft deutlich abnehmen.
Joachim Benner, Research Analyst bei IDC Central