Unruhestifter unter den Modellierungs-Tools

06.09.2007
Mit den eigenen Modellierungsfähigkeiten und der Möglichkeit, die Modelle diverser anderer Produkte zu konvertieren, soll "BPM-Xchange" dazu beitragen, bis zu 80 Prozent der Lizenz- und Wartungskosten einzusparen.

Das Thema Geschäftsprozess-Management gewinnt in deutschen Unternehmen an Bedeutung. Aufgrund der unterschiedlichen Fragestellungen und Anforderungen kommen dabei selbst in einem einzigen Unternehmen häufig verschiedene Werkzeuge zum Einsatz. Das Qualitäts-Mana-gement beispielsweise arbeitet oft mit "Visio", die Organisations-abteilung mit "Aris" und die Softwareentwicklung mit unterschied-lichen Case-Tools, Workflow-Systemen und SOA-Engines.

Angebundene Werkzeuge

Aris Process Platform der IDS Scheer AG;

Visio von Microsoft;

Semtalk der Semtation GmbH;

Topease der Pulinco Engineering AG;

Corporate Modeler von Casewise;

Mega von Mega International;

Solution Manager von SAP;

Oracle BPA Suite von Oracle;

Aeneis von Intellior;

PMX von Horvath und Partner;

JCOM1 von JCOM1;

Inspire von GFT;

Xelocity von Xelocity.

Semantische Inkonsistenzen

Hintergrund dieser babylonischen Modellierungswelt sind die verschiedenen Stärken der genutzten Werkzeuge in ihren jeweiligen Domänen. Neben diesem Vorteil entsteht aber immer auch ein gravierender Nachteil: Informationen werden redundant beschrieben und gepflegt. Dirk Stähler, Bereichsleiter bei der Opitz Consulting GmbH in Gummersbach, weiß aus der Praxis: "In größeren Projekten werden durch die parallele Nutzung verschiedener Modellierungswerkzeuge bis zu 20 Prozent des Modellierungsaufwands zur Beseitigung semantischer Inkonsistenzen benötigt."

Mapper und Konverter

Einen Weg aus diesem Modellierungschaos soll die Software BPM-Xchange (Business Process Model Exchange) der Frankfurter BPM-X GmbH bieten. Das Kernstück der Lösung ist das Konvertierungs-Tool "BPM-X Converter", mit dem sich Modellierungsinhalte zwischen verschiedenen Werkzeugen, unter anderem Visio, Aris, Casewise, Nimbus, Mega, SAP Solution Manager und Oracle BPM Suite, austauschen lassen. Hierzu wird ein Mapping zwischen den Modellierungsmethoden der verschiedenen Produkte erstellt und abgelegt. Dieses Mapping erlaubt es laut Anbieter, heterogene Prozessdokumenta-tionen vollautomatisch zwischen den eingesetzten Modellierungswerkzeugen zu konvertieren und weiterzubearbeiten. Basierend auf der Konfiguration können die Prozessmodelle zwischen den angebundenen Tools ausgetauscht werden. Das hat den Vorteil, dass jeder Unternehmensbereich seine Modelle weiter mit der Lösung seiner Wahl erstellen und gleichzeitig methodenkonform Daten mit Unternehmensbereichen, die mit anderen Werkzeugen arbeiten, austauschen kann.

Zwischen SAP und Oracle

Zu den jüngsten Entwicklungen von BPM-Xchange zählen die Schnittstellen zum SAP Solution Manager und zur Oracle BPA Suite, so dass in beiden Kombinationen ein bidirektionaler Datenaustausch möglich ist. In der SAP-Welt können nun Business-Process-Repositories direkt in den Solution Manager eingespielt werden. Somit ist es mit jedem angebundenen Modellierungs-Tool möglich, den Solution Manager zu beliefern. Gleiches gilt für Oracles neues Modellierungswerkzeug für die SOA-Welt, die Business Process Analysis Suite. Auch dieses Paket kann jetzt via BPM-Xchange aus verschiedenen Quellen befüllt werden.

Ein anderes interessantes Einsatzszenario für die BPM-Xchange Suite dürfte aber auch darin bestehen, dass sich mit ihr im Modellierungsumfeld die Lizenz- und Wartungskosten erheblich senken lassen. Der zur Suite gehörende Modellierer "BPM-X Designer" kann als Add-on in Visio integriert werden. Damit wird Visio zu ei-nem vollwertigen Modellierungs-Client erweitert, der eine methodenkonforme Arbeit im Rahmen von Microsoft Office ermöglicht. Die Methodenkonventionen anderer angeschlossener Werkzeuge werden dabei eingehalten.

Für Gelegenheitsanwender

Hintergrund ist, dass insbesondere Gelegenheitsanwender eine wenn auch abgespeckte Lizenz ihres originären Modellierungs-Tools benötigen, stattdessen aber auf einer neutralen Plattform unter Visio und BPM-Designer arbeiten könnten, um die Ergebnisse dann über den Konverter in das Hauptwerkzeug zurückzugeben. Eine derart kombinierte Nutzung soll die hohen Anschaffungs- und Wartungskosten für teure Werkzeuge reduzieren. Nach den Erfahrungen von Opitz-Mann Stähler können Unternehmen mit der BPM-X Suite erheblich bei den Kosten für Modellierungswerkzeuge sparen. Beispielsweise seien gegenüber der Aris Process Platform von IDS Scheer in bestimmten Fällen bis zu 80 Prozent geringere Ausgaben drin. "Das wird einigen Werkzeugherstellern in diesem Segment ziemliche Kopfschmerzen bereiten", so der Berater. (ue)