NFS deckt Grundbedürfnisse in lokalen Netzen

Unix wird der LAN-Software zunehmend das Wasser abgraben

28.02.1992

FRAMINGHAM (IDG) - Die Migration zu Unix hat nach Ansicht amerikanischer Branchen-Insider zunehmend Auswirkungen auf den Markt für LAN-Software. Denn für nicht wenige Anwender stellt sich in diesem Zusammenhang, so die Experten, die Frage nach Sinn und Zweck des Einsatzes von Betriebssystemen wie Novells Netware und dem LAN Manager von Microsoft.

Stein des Anstoßes ist die Tatsache, daß die verantwortlichen DV-Leiter in den Unternehmen aufgrund eines gestiegenen Kostenbewußtseins genauer als bisher auf Überschneidungen innerhalb ihrer Systemsoftware achten. Angesichts solcher Vorgaben droht vielerorts der Einsatz spezieller Netzsoftware dem Rotstift zum Opfer zu fallen - zumindest in Fällen, wo mit entsprechender Server-Software wie etwa dem "Network File System" (NFS), implementiert auf Unix-Workstations, im Prinzip die gleiche Connectivity erzielt werden kann.

Peter Storer, MlS-Manager bei der Acord Corp., White Plains, brachte stellvertretend für viele seiner Kollegen die Diskussion auf den Punkt. Seiner rhetorischen Frage "lst es notwendig, innerhalb von Unix-Umgebungen ein eigenes Netzwerk-Betriebssystem zu implementieren?", ließ Storer auch gleich die Antwort folgen: "Mit ziemlicher Sicherheit nein". Diese bei Großanwendern mehr und mehr an Boden gewinnende Betrachtungsweise veranlaßte sogar einen Verantwortlichen bei Microsoft, in der Diskussion Stellung zu beziehen.

Alistair Banks, Microsofts Manager of Developer Relations, räumte "enorme Überschneidungen zwischen dem LAN Manager und Unix" ein. Allerdings seien, so Banks, LAN-Protokolle wie Novells IPX und Microsofts Netbeui für schnelle, lokale Verbindungen optimiert worden, während der "klassische Übertragungsweg" TCP/IP zwar für größere Entfernungen ausgelegt sei, gleichzeitig aber eine wesentlich geringere Übertragungsgeschwindigkeit biete.

Überzeugen konnte der Microsoft-Manager bisher wohl nicht. Ihre weitere Daseinsberechtigung haben Produkte wie der LAN Manager und Netware - da ist sich ein Großteil der Analysten einig - langfristig nur noch, wenn überhaupt, aufgrund ihrer im Zweifelsfall größeren Connectivity bei der Integration von DOS-, DOS/Windows-, Macintosh-, OS/2- und Unix-Clients innerhalb der jeweiligen LAN-Strukturen.