Atlas als Rahmen für Open-Systems-Produkte

Unix International integriert verteilte DV-Umgebung der OSF

27.09.1991

MÜNCHEN (gfh) - Die Unix International Inc. (UI) hat jetzt ihr unter der Bezeichnung Atlas angekündigtes Rahmenwerk für verteilte Datenverarbeitung konkretisiert. Dabei wurde deutlich, daß die Hauptbestandteile von der Sun-Tochter Sunsoft und von der bisher konkurrierende Unix-Organisation Open Software Foundation (OSF) stammen.

Für Unix International scheinen die Zeiten der harten Auseinandersetzungen mit der OSF vorbei zu sein. Zwar gruppiert die Organisation ihr Atlas-Konzept um das von ihr propagierte AT&T-Betriebssystem Unix V.4, doch für die Verwaltung von verteilten Umgebungen hat sich UI für das eben von der OSF freigegebene Distributed Computing Environment (DCE) entschieden. "Außerdem spricht nichts dagegen", so Patricia Arundel, europäische Marketingleiterin von UI, "Unix V.4 durch ein anderes Unix wie OSF/1 oder auch durch ein proprietäres Betriebssystem zu ersetzen."

Bedingung sei allerdings, daß solche herstellereigenen Systeme offen im Sinne der X/Open-Spezifikationen seien und die anderen Bestandteile des Atlas-Konzepts, wie etwa Suns Network File System (NFS), unterstützen könnten. Als ein Beispiel für ein proprietäres Betriebssystem, das diesen Voraussetzung ziemlich nahe komme, nannte Arundel Digital Equipments VMS.

Die Marketing-Managerin legt Wert auf die Feststellung, daß Unix International - anders als die OSF - keine Produkte anzubieten habe, sondern ein umfassendes Rahmenwerk für verteilte Datenverarbeitung unter Unix vorstellen wolle. Darüber hinaus stelle Atlas eine Entwicklungsumgebung dar, die besonders objektorientierte Techniken berücksichtige.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, habe Unix International auf eine Reihe von bestehenden oder noch in der Entwicklung begriffenen Produkte zurückgegriffen. Die Einbeziehung von DCE bedeutet laut Arundel vor allem eine Entscheidung für die dort definierten Application Programming Interfaces (APIs).

Die Übernahme dieser Schnittstellen sei ein wichtiger Schritt, um Programmierer zu ermutigen, Software für verteilte Umgebungen zu entwickeln. Außerdem biete DCE den Zugang zu Unix-fremden Umgebungen wie Netzwerken unter SNA.

Weitere Kernprodukte stammen von Sunsoft, der Software-Tochter von Sun Microsystems. Dazu gehören vor allem das Network File System (NFS), die Unterstützung von Wide Area Networks (WANs) und Netzwerk Informationsdienste. Die Unterstützung der sieben Netzwerk-Schichten nach dem OSI-Modell wird von den Unix Software Laboratories und der Retix Inc., Santa Monica/Kalifornien, sichergestellt. In spätestens zwei Jahren soll die Einbindung von Systemdiensten für die Verteilung von Objekten in Netzen möglich sein, wie sie derzeit von HP und Sunsoft im Rahmen der Object Management Group (OMG) entwickelt werden. Für das Systemmanagement hat sich UI ebenso wie die OSF für die ebenfalls objektbasierte Umgebung von der Tivoli Systems Inc. entschieden.