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Universal und Warner machen gemeinsame Back-Office-Sache

05.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Zwei Giganten der Musikbranche haben sich zusammengetan, um eine IT-Plattform für das Management von Nutzungsgebühren zu schaffen. Zu diesem Zweck gründeten Universal Music Group und Warner Music Group gemeinsam mit dem Risikokapitalgeber Lightspeed Venture Partners und dem Geschäftsprozess-Management-Spezialisten Exigen Group eine Gesellschaft mit Namen Royalty Services LP. Das Joint-Venture soll eine Anwendung erstellen, mit der sich die Lizenzgebühren für Musiker und Copyright-Inhaber berechnen lassen. Der Chef des in New York beheimateten Gemeinschaftsunternehmens ist Joe DeTullio, ein ehemaliger CIO von Universal Music.

Das Modell von Royalty Services sei "anders als Alles, was wir in den vergangenen 20 Jahren in der IT gemacht haben", sagt DeTullio. Es sehe vor, dass die beiden Konkurrenzunternehmen die Entwicklungskosten und das Risiko der Shared Royalty Platform (SRP) teilen. Dafür können sie das System später gemeinsam nutzen. Das Entwicklungsprojekt läuft bereits seit Juli 2004 und soll noch in diesem Jahr eine Alpha-Code-Version der Anwendungssoftware fabrizieren. Laut Mark Chistiansen, Vice-President für Marketing bei Exigen in San Francisco, wurden bislang fünf Millionen Geschäftsregeln implementiert. Mit einer zur Nutzung freigegebenen Version der SRP rechnen die Verantwortlichen Anfang 2007.

In der Zwischenzeit dürfte das Vorhaben "mehrere zehn Millionen Dollar" verschlungen haben, so DeTullio. Allerdings werde es nach seiner Indienststellung "für Universal und Warner einen Gegenwert von mehr als hundert Millionen Dollar" produzieren. Das Verdienst der SRP bestehe darin, dass sie die Komplexität aus der Berechnung von Nutzungsgebühren nehme, die in Tausenden von Kontrakten über mehrere Dekaden mit zahllosen Künstlern und Rechteinhabern niedergelegt wurden. Darüber hinaus könne die Software auch Lizenzbeträge aus unterschiedlichen Umsatzarten berechnen, also beispielsweise aus CD-Verkäufen oder digitalen Downloads.

Die neue Applikation soll ältere, in Cobol geschriebene Mainframe-Software ersetzen, die in DeTullios Worten "mehr als 20 Jahre lang aktualisiert, verbessert, angepasst und umgeändert wurde". Die Java-basierende Exigen-Software, die den Kern von SRP bildet, läuft unter Unix und Linux.

Wenn das System erst einmal in Betrieb ist, will Royalty Services auch versuchen, externe Kunden zu gewinnen, also andere Musik-Labels oder auch Buchverlage. Wie Exigen-Manager Chistiansen erläutert, ist die Lizenzberechnung "nur so eine Back-Office-Sache", die in keiner Weise zur Wettbewerbsdifferenzierung Wettbewerbsfähigkeit der Unterhaltungskonzerne beitrage. (qua)