Ausblick bestätigt

United Internet bekräftigt Interesse an Versatel

27.05.2008
Der Internetdienstleister United Internet hat auf seiner Hauptversammlung am Dienstag in Frankfurt den Ausblick für das Geschäftsjahr 2008 bestätigt und dabei Raum für eine Erhöhung der eigenen Schätzungen gelassen.

Zudem bekräftigte die Unternehmensführung ihr Interesse an weiteren Zukäufen. Die United-Internet-Aktie gewann am Nachmittag in einem etwas schwächeren Gesamtmarkt 4,02 Prozent auf 13,97 Euro.

Vorstandschef Ralph Dommermuth und Finanzvorstand Norbert Lang versicherten, dass United Internet (1&1, GMX, Web.de) in diesem Jahr Umsatz, operativen Gewinn (EBITDA) und Gewinn je Aktie um jeweils 20 Prozent steigern werde. Diese Prognose gelte auch nach der jüngsten Gewinn- und Umsatzwarnung der Online-Vermarktungstochter AdLINK, betonte Lang und versicherte, das Unternehmen verdiene in jeder der drei Produktlinien, im In- und Ausland.

Zielerhöhung nach Halbjahreszahlen?

United Internet sei im bisherigen Verlauf des Jahres 2008 "sehr gut unterwegs" und werde seinen Erfolgskurs fortsetzen, sagte Dommermuth. Für eine Erhöhung der Prognosen sei es aber noch zu früh, bemerkte Dommermuth, der auch Großaktionär des Unternehmens ist. Branchenkenner erwarten eine Anhebung der Ziele nach Bekanntgabe der Halbjahreszahlen.

Wie lange das derzeitige Wachstum von rund 20 Prozent pro Jahr anhalte, sei unklar, sagte Dommermuth. Die derzeitigen Wachstumstreiber DSL und Akquisitionen dürften irgendwann wegfallen, wenn der DSL-Markt gesättigt sei und sich die Branche konsolidiert habe. Dann werde sich United Internet noch stärker darauf konzentrieren, der Konkurrenz Kunden abzujagen. Bereits heute kämen rund 50 Prozent der Neukunden vom Wettbewerb.

Freenet, Versatel und Alice im Visier

Der Unternehmenslenker erneuerte sein Interesse, die Konsolidierung der Branche aktiv voranzubringen. Das DSL-Geschäft von Freenet und Versatel seien nach wie vor interessant. Auch der DSL-Anbieter Alice wäre "irgendwann mal" ein interessanter Übernahmekandidat. United Internet werde sich die zum Verkauf stehenden Aktivitäten anschauen und akquirieren, wenn der Preis stimme. Die Gesellschaft hält bereits gut 25 Prozent an Versatel und ist gemeinsam mit Drillisch zu 26,33 Prozent an Freenet beteiligt.

Zu dem gerichtlich abgelehnten Versuch der Montabaurer, die Debitel-Übernahme durch Freenet zu verhindern, sagte Lang, sobald eine schriftliche Begründung vorliege, werde United Internet gemeinsam mit Drillisch das weitere Vorgehen prüfen. Die nächste Stufe wäre dann das Berufungsverfahren, fügte er hinzu.

Kritik an Vorstandsbeschluss zu Derivaten

Die wenige Kritik der Aktionäre richtete sich vor allem auf einen Ergänzungsantrag zum geplanten Rückkauf eigener Aktien. Demnach will sich der Vorstand das Recht einräumen, eigene Papiere unter anderem auch über den Einsatz von Eigenkapitalderivaten zu erwerben.

Dies sei gefährlich und er halte es vor dem Hintergrund eines möglichen Insiderhandelsverdachts sogar fast für rechtswidrig, sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sieht das Risiko hoher Verluste durch die Hebelwirkung dieser Instrumente. Gingen solche Geschäfte drei Mal gut, könnte das Unternehmen immer risikoreicher agieren und dann mal schnell Millionen verlieren, sagte er. Beide Aktionäre kündigten ihren Widerstand gegen den Antrag an, der letztlich mit Zustimmungsquote von 99,5 Prozent durchging. (dpa/tc)