Steuert der Server-Spezialist in eine Krise?

Unisys warnt vor Gewinneinbrüchen

07.07.2000
MÜNCHEN (CW) - Server-Spezialist Unisys hat kurz vor Ende des zweiten Quartals im laufenden Geschäftsjahr eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Der Profit für das am 30. Juni zu Ende gegangene Viertel werde im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte schrumpfen. Die endgültigen Ergebnisse gibt das Unternehmen am 18. Juli bekannt.

Unisys rechnet für das zweite Geschäftsquartal 2000 mit einem Umsatz zwischen 1,62 und 1,65 Milliarden Dollar. Das sind knapp 15 Prozent weniger als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die in Blue Bell, Pennsylvania, ansässige Company führt verschiedene Gründe für das schlechte Abschneiden an. So habe zum einen das schleppende Geschäft mit Behörden und Finanzdienstleistungen das Gesamtergebnis gedrückt, erklärte ein Firmensprecher. Außerdem hätten Wechselkursverluste sowie Verzögerungen bei wichtigen Vertragsabschlüssen ihren Teil zur schlechten Quartalsbilanz beigetragen.

An der Börse sackte die Unisys-Aktie um 38 Prozent nach unten und notierte nach Bekanntgabe der Gewinnwarnung bei knapp 8,9 Dollar. Dieser Wert bedeutet den niedrigsten Stand seit Januar 1998. Anleger können für das zweite Quartal 2000 mit einem Gewinn zwischen 18 und 20 Cent rechnen. Im zweiten Viertel des Vorjahres lag der Überschuss pro Papier noch bei 37 Cent.

Der Abwärtstrend des Server-Herstellers hatte sich bereits im ersten Quartal 2000 angedeutet. Zwar konnte Unisys für die ersten drei Monate dieses Jahres die Gewinnerwartung der Finanzexperten noch erfüllen, die Umsätze sanken jedoch im Vergleich zum ersten Quartal 1999 um acht Prozent. Insider sehen in dieser Entwicklung auch einen Hinweis darauf, dass sich die IT-Verantwortlichen nach dem Y2K-Problem nicht Hals über Kopf in neue DV-Projekte stürzen.

Die Krise des Server-Herstellers wird laut Befürchtungen der Verantwortlichen das ganze Jahr über andauern. Demnach werde der Rückgang bei Umsätzen und Gewinnen im Vergleich zum Vorjahr im einstelligen Prozentbereich liegen. Unisys-Chef Lawrence Weinbach macht auch das veränderte Kundenverhalten für den schwachen Quartalsabschluss verantwortlich. So würden die verantwortlichen IT-Manager wichtige Entscheidungen länger überdenken, bevor sie komplexe E-Business-Strukturen in funktionierende DV-Landschaften integrierten, erklärt der CEO. Das bedeute, dass sich Vertragsabschlüsse verzögerten und damit die erwarteten Einnahmen erst später auf der Habenseite der Firmenbilanz auftauchen würden.

Unisys'' Hoffnungsträger sind die Hochleistungs-Server der "ES-7000"-Linie. So sei die Nachfrage nach den auf der Cellular-Multi-Processing-(CMP-)Architektur basierenden Rechnern sehr stark, erklärte ein Sprecher. Größere Stückzahlen sollen ab dem vierten Quartal 2000 ausgeliefert werden.