Für viele US-Hersteller begann das neue Jahr gar nicht gut:

Unisys und Wang machen hohe Verluste

28.04.1989

MÜNCHEN(CW) - Stimmungstief bei den IBM-Konkurrenten: Zahlreiche amerikanische DV-Hersteller mußten in den ersten drei Monaten dieses Jahres zum Teil kräftige finanzielle Einbußen hinnehmen. Unisys und Wang legten mit hohen Verlusten gar einen glatten Fehlstart hin.

Während sich die IBM trotz zuvor geäußerter Bedenken mit einem Quartalsgewinn von 950 Millionen Dollar mehr als achtbar aus der Affäre zog, bestätigte sich die düstere Prognose im Falle von Unisys. Im ersten Quartal mußte das Unternehmen einen Verlust von 78,7 Millionen Dollar hinnehmen. Gleichzeitig ging der Umsatz um 7 Prozent auf 2,2 (2,8) Milliarden Dollar zurück. Im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte der Erzrivale der IBM noch einen Ertrag von 149,3 Millionen Dollar ausgewiesen.

Ausschlaggebend für das schlechte Ergebnis war - neben Verzögerungen bei der Einführung neuer Produkte - vor allem die Misere bei den Militäraufträgen. Diese nämlich wurden aufgrund eines Strafverfahrens gegen ehemalige Sperry-Manager allesamt rückgängig gemacht. Unisys-Chef W. Michael Blumenthal bleibt für den Rest des Geschäftsjahres dennoch optimistisch: "In der zweiten Jahreshälfte werden wir sowohl umsatz- als auch ertragsmäßig mächtig anziehen."

Kaum besser als Unisys erging es Wang Laboratories. Aufgrund der anhaltenden Schlechtwetterlage im Minicomputergeschäft kamen im dritten Quartal 55 Millionen Dollar Verlust vor Steuern zusammen. Für Analyst Barry Willman von Sandford Bernstein & Co. ist dieses Resultat Indiz dafür, daß die neuen Minis von Wang beim Kunden noch nicht angekommen sind: "Normalerweise bringen neue Produkte beachtliche Umsatzsteigerungen." Selbst da aber wird Wang nach eigener Aussage kaum über den Zahlen des vergleichbaren Vorjahreszeitraums liegen.

Wang-President Frederick Wang indes erklärte, daß die neuen Minicomputer gut angekommen seien, der US-Markt aber generell an einer Nachfrage-Schwäche laboriere. Leidtragende der finanziellen Misere von Wang sind jetzt die Mitarbeiter. In den kommenden 15 Monaten will das Unternehmen die Belegschaft um rund 7 Prozent von weltweit 30 700 auf 28 500 Mitarbeiter reduzieren. Bis Ende Juni dieses Jahres sollen 700 Stellen abgebaut werden, bis Juni 1990 noch einmal 1500.

Viel Prominenz findet sich auch bei den Unternehmen mit Gewinnrückgang. Bei Mini-Marktführer Digital Equipment aus Maynard sackten die Erträge im ersten Vierteljahr 1989, dem dritten Quartal des DEC-Geschäftsjahres, um 16 Prozent ab. Nach 305,2 Millionen Dollar im vergleichbaren Vorjahresquartal mußte sich DEC jetzt mit 256,4 Millionen Dollar begnügen. Der Umsatz hingegen stieg um 11 Prozent von 2,82 auf 3,13 Milliarden Dollar.

Als Grund für die Ertragsschwäche nannte DEC-President Kenneth Olsen "den mageren US-Absatz in den vergangenen Monaten", während sich das europäische und asiatische Geschäft gut entwickelt habe. Die Ursache für DECs Probleme im heimischen Markt sehen einige Marktanalysten wiederum in der Januar-Ankündigung des Unternehmens, im Laufe des Jahres zahlreiche Rechnerneuheiten im Midrange-Bereich auf den Markt zu bringen. Dies, so die Meinung der Experten, habe viele Kunden veranlaßt, Neuanschaffungen zurückzustellen und auf die neuen Rechner zu warten.

Andere Ursachen haben die schlechten Resultate von Tandem Computers, Apple und Data General. Während bei Tandem, Hersteller von ausfallsicheren Rechnersystemen, laut President James Treybig das "saisonbedingt schwache Europa-Geschäft" dazu führte, daß die Erträge um 27 Prozent auf 16,9 (23,3) Millionen Dollar purzelten, waren es bei Apple die zu hohen Preisen eingekauften DRAM-Chips, die den Gewinn um 29 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal reduzierten. Der PC-Hersteller kam im ersten Vierteljahr 1989 nur noch auf 56,4 Millionen Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte Apple noch 79,7 Millionen Dollar Gewinn ausgewiesen.

Bei Data General wiederum konnten auch außerordentliche Einnahmen von 8,5 Millionen Dollar aus dem Verkauf einer kalifornischen Fabrik das schlechte Quartalsresultat nicht verhindern. Der Ertrag verringerte sich um 65 Prozent auf 7 (19,9) Millionen Dollar.