Mainframe-Qualität: Mehrere Betriebssysteme gleichzeitig lauffähig

Unisys nutzt Standardkomponenten für Server

29.05.1998

Unter dem Namen "Cellular Multiprocessing" (CMP) präsentierte Unisys in London den Bauplan für zukünftige Server, die einerseits Standard-PC-Komponenten und andererseits Techniken aus der Mainframe-Welt nutzen (siehe Grafik).

Jeweils vier Intel-Prozessoren (Pentium II Xeon oder Merced), die über einen Third-Level-Cache-Speicher an einer schnellen Crossbar-Datenleitung hängen und auf den Hauptspeicher zugreifen können, bilden eine logische Einheit. Ein voll ausgebautes System verfügt über acht Prozessor-Boards mit je vier CPUs, vier Crossbar-Leitungen und vier Hauptspeicherkarten mit jeweils 8 GB. Für einen schnellen Datendurchsatz zur Peripherie sorgen acht PCI-Karten mit jeweils zwölf Kanälen, so daß maximal 96 PCI-Kanäle zur Verfügung stehen. Ein Maintenance-Prozessor sorgt für die Konfigurierung und das Monitoring des CMP-Systems.

Der Clou des Systems besteht darin, daß es sich partitionieren läßt, also einzelne Prozessorgruppen für dedizierte Aufgaben abgestellt werden können. Die Zuordnung kann, so die Unisys-Manager, jederzeit problemlos verändert werden. Zudem verarbeitet der Server verschiedene Betriebssysteme gleichzeitig: Neben Windows NT soll auch Unix zum Zug kommen. Unisys will die Maschine Anfang nächsten Jahres ausliefern und zunächst mit NT 5.0 und SCO Unixware anbieten. Ande- re Unix-Derivate inklusive der hauseigenen Variante "SVR4" sollen folgen. Derzeit arbeitet die Company an der Portierung der Mainframe-Betriebssysteme "OS 2200" und "MCP-AS" auf die Intel-Architektur, die dann auch in einer CMP-Maschine lauffähig würden.

Durch die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb der CMP-Architektur ist auch der Aufbau von Clustern möglich. Neben Microsofts "Cluster Server" (vormals "Wolfpack") soll unter anderem Tandems "Nonstop"-Cluster-Technik verfügbar gemacht werden.

Als Einsatzgebiete für CMP-Server sieht Unisys insbesondere große Client-Server-Anwendungen wie die Standardpakete von SAP oder Baan sowie das Betreiben von Datenbanken. Zudem lasse sich so ein System auch zur Server-Konsolidierung verwenden oder für komplexe Aufgaben im Bereich Online-Transaction-Processing (OLTP) und zur Entscheidungsunterstützung.