Dem Konzept Nouveau liegt das Client-Server-Modell zugrunde

Uniplex vor einschneidender strategischer Neuorientierung

06.03.1992

MÜNCHEN (CW) - Abfällige Einwände, Unix sei allenfalls ein Nischen-Betriebssystem für technisch-wissenschaftliche Anwender, verlieren ihre

Berechtigung: Die deutsche Uniplex-Tochter, ausschließlich auf Bürokommunikation unter Unix spezialisiert, hat innerhalb eines Jahres die Zahl der Neulizenzen fast verdreifacht und den Umsatz glatt vervierfacht.

1100 Lizenzen für etwa 15 000 Benutzer des Unix-Bürokommunikations-Pakets "Uniplex Business Software" wurden im letzten Jahr vergeben. 1990 waren es noch 400 Lizenzen gewesen. Die Uniplex Deutschland konnte dadurch ihren Jahresumsatz von 2,5 Millionen Mark 1990 binnen zwölf Monaten auf zehn Millionen Mark verbessern.

Tom Schuster, Geschäftsführer der Uniplex GmbH, nannte mehrere Gründe für diese Entwicklung. Ausschlaggebend sei der Aufbau eines "gut funktionierenden Distributorennetzes" gewesen. Neben dem Erfolg eigentlicher Distributoren wie Garmhausen und Partner oder Workstation 2000 seien neue Vertriebswege wichtig geworden.

Zusammen mit OEM-Partnern wie Bull, DEC, HP, IBM, Motorola und Olivetti konnte das Unternehmen eine Reihe von Großprojekten abschließen. Mehrere weitere VARs, Golden Resellers Genannt haben die Uniplex-Technik zur Grundlage eigener Produktentwicklungen gemacht. In der Vertriebsstruktur sollen über große DV-Hersteller und die Golden Resellers schon in diesem Jahr über zwei Drittel des Umsatzes erzielt werden.

Weil laut Schuster "viele Behörden und Industrieunternehmen die Uniplex-Software einsetzen wollen", also die Bedeutung von Großprojekten wächst, und Unix auf Workstations in den Büros immer schneller DOS-Anwendungen auf PCs verdrängt, mag der Geschäftsführer die weitere Entwicklung "nur vorsichtig" einschätzen. Gut 50 Prozent mehr Lizenzen und Umsatz seien für die GmbH 1992 möglich.

Ein weiterer Schub wird für 1993 vorausgesagt. Denn dann will Uniplex mit einer neuen Generation von Bürokommunikations-Produkten auf den Markt kommen. Ihr Codename ist "Medley" (früher "Jason"), und die zugrundeliegende Strategie wird "Nouveau" genannt.

Nouveau basiert auf den Prinzipien offener Systeme und verteilter Client-Server-Umgebungen. Das heutige Produkt "Uniplex II Plus" in der Version 7 soll dann als Teil in das neue Konzept eingehen. Vorteile dürfte es vor allem für sehr große Anwender bringen, denn das Design sieht Unterstützung unterschiedlicher Umgebungen - auch lokaler und weiträumiger Netzwerke - vor.

Das Nouveau-Konzept berücksichtigt bisher drei Produktlinien unter dem Titel Medley, die auf einem "Universal Server Pack", einer gemeinsamen objektorientierten Basis, aufsetzen. Dieser Software-Server ist das Kommunikationsrückgrat der Medley-Zweige sowie Verbindungsstelle zu externen oder fremden Umgebungen und verfügt über Basistechnologien wie X.400 für elektronische Post sowie Drucker- und Terminaltreiber.

Er nutzt die von DEC entwickelte "Compound Document Architecture", die eine kollisionsfreie Bearbeitung von Text-, Grafik- und Bildkomponenten in WYSIWYG-Darstellung ermöglicht.

Das erste Medley-Paket hat den Codenamen "London". Dabei handelt es sich um die Anpassung der bisherigen Produkte Uniplex Il Plus, "Advanced Office", "Advanced Graphics und "Uniplex Windows". "Medley Miami" und "Medley Tokyo" sind auf Umgebungen mit den Benutzeroberflächen OSF/Motif beziehungsweise Windows 3.0 ausgerichtet. Beide werden nach bisherigen Plänen über ein entsprechendes "Office"-Modul für die unmittelbare Anwendung sowie über einen Editor verfügen.

Bisherige Uniplex-Anwender sollen durch die neue Konzeption nicht zu einer Umstellung gezwungen werden. Greg Locktong Produkt-Manager der britischen Muttergesellschaft erklärte: "Wir haben bei Nouveau streng darauf geachtet, daß die Investitionen der heutigen Uniplex-Anwender geschätzt bleiben.

Allerdings geht es dabei nicht um bloße Konservierung von Applikationen, sondern um die Integration der bestehenden Anwendungen in die neue Client-Server-Welt.