Dänemark steigt in den Mikro-Markt ein:

Unimax soll VAX in die Tasche stecken

28.01.1983

KOPENHAGEN (CW) - Die Ankündigung des "größten Mikros der Welt", Unimax mit Namen, war in Dänemark, zumindest aus einheimischer Sicht. das Hauptereignis des vergangenen DV-Jahres. Unimax wurde von dde A/S (dansk data elektronik) entwickelt, einem Unternehmen mit nur 65 Mitarbeitern. Sonst fanden keine dramatischen Veränderungen der Szene statt. Marktführer ist nach wie vor IBM, und die wenigen dänischen Hersteller müssen hart um ihre Marktanteile kämpfen.

Der Supermikro von dde A/S, basierend auf bis zu acht 16-Bit-Mikroprozessoren MC 68 000 von Motorola, wurde bis heute jedoch noch nicht in einer echten Demonstration gezeigt. Da sich dde jedoch einen guten Ruf mit ihren 8085-Systemen und dem hauseigenen Multiuser-Betriebssystem Mikados verschafft hat, geben Branchenkenner auch dem neuen Produkt eine gute Chance.

Jede CPU kann bis zu 16 MB Speicherkapazität adressieren. Ist die Unimax-Maschine voll ausgebaut, stehen 128 MB für 128 Anwender zur Verfügung. Die Begründung für diese enorme Speicherkapazität gibt der Präsident von dde, Claus Erik Christofferson: "Vor fünf Jahren wurden 4 KB Speicher für eine Arbeitsstation als ausreichend angesehen, heute sind es bereits 64 KB. Es gibt keinen Grund, warum der Trend nach größerer Speicherkapazität zurückgehen sollte, und wir wollen, daß der Unimax seine Wettbewerbsvorteile möglichst lange behält. So können unsere Anwender die Unimax-Anlage in fünf Jahren auf 1 MB Hauptspeicher ausbauen, selbst wenn sie heute nur 64 KB oder 128 KB haben wollen."

Für kleine Unternehmen

dde behauptet, daß die Maschinen-Leistung bei 0,6 x H Mips liegt, wobei H die Anzahl der CPUs angibt. Damit übertrifft nach Angaben des Unternehmens eine Zwei-Prozessor-Unimax nach Angaben des Unternehmens beispielsweise eine VAX 11/780 von DEC leistungsmäßig. Aber da es extreme Schwierigkeiten zu geben scheint, wenn ein Anwender auf mehr als eine CPU zugreifen will, hinkt der Vergleich.

Eine Unimax mit zwei MC 68 000 CPUs 2 MB Hauptspeicher, zwei seriellen E/A-Controllern für 16 serielle und zwei parallele Ports (Kanäle), einem E/A-Contoller für eine Diskettenlaufwerk, 120 MB Platten- und Bandeinheit kostet (ohne Software) rund 150 000 Mark. Das Betriebssystem ist Unix-ähnlich mit erweiterten Dateistrukturen und Möglichkeiten für Parallelverarbeitung.

IBM auch in Dänemark ganz vorn

Wie in den meisten Ländern hat auch die IBM Denmark A/S ihre interne Organisation von einer produktorientierten auf eine marktorientierte Struktur umgestellt. Dies hat eine ziemliche Verwirrung unter den Kunden und in IBMs eigener Verkaufsabteilung hervorgerufen. Nichtsdestoweniger zeigt das vorläufige Resultat für 1982, daß IBMs Einfluß auf die Kunden nicht geringer geworden ist.

Der Personal Computer wurde bisher von freien Importeuren vertrieben. Was mit ihnen geschieht, wenn IBM einen eigenen Vertrieb startet, ist noch unklar. Im vergangenen Jahr installierte IBM Dänemark die fünfhundertste Anlage des Systems /34 - und das in einem Land mit fünf Millionen Einwohnern. Auf dem Großrechnermarkt blieb Big Blue auf dem Statusquo.

Der größte dänische Hersteller für Computer und Peripherie ist weiterhin die Christian Rovsing A/S. Das Unternehmen hatte Probleme mit einer Installation beim dänischen Rundfunk und Fernsehen. Die Journalisten haben dabei alles Erdenkliche getan, um die Einführung eines rechnergestützten Kontroll- und Monitorsystems für die täglichen TV-Nachrichten zu verhindern.

Das X-Net von Rovsing wurde im allgemeinen sehr positiv aufgenommen, da es eines der wenigen LANs sei, das wirklich funktioniere.

Regnecentralen A/S wurde 1981 von ITT übernommen. Das Unternehmen entwickelte eine Zeitlang gute Terminals, die dem Unternehmen eine Verschnaufpause hätten verschaffen können. Allerdings wurde das gesamte Know-how von ITT absorbiert. Hewlett-Packard eroberte sich auf dem Markt wachsende Anteile. Die vielen Produktankündigungen verwirren die Dänen jedoch etwas.

Apple ist nach wie vor Spitzenreiter auf dem Microcomputer-Markt. Commodore folgt an zweiter Stelle. Schwierigkeiten scheint das Unternehmen zu haben, dem Kunden den für seine Anwendungen passenden Computer zu verkaufen.

Der Sirius 1 ist vom Markt gut aufgenommen worden, aber es ist noch zu früh, um jetzt schon eine Prognose abzugeben.

Unklar ist, wann DEC mit dem Arbeitsplatzcomputer Rainbow und ihren "Professionals" auf dem dänichen Markt erscheint.

*Lars Hoj, COMPUTERWORLD Danmark, eine Schwesterpublikation der COMPUTERWOCHE.