Technologieprogramme können Gleichgewicht stören

Uni Trier: Nicht nur Computer - auch Bücher kaufen

26.07.1985

TRIER (lo) - Kritik zum Thema Technologieförderung - derzeit gehätschelter Sproß vieler Universitäten - war im Zusammenhang mit dem Jahresbericht der Trierer Hochschule zu hören. Die Stichworte: Möglichkeiten, Potential und eigentliche Aufgabe der Stätte von Forschung und Lehre, aber auch die Wirklichkeit der bundesdeutschen Hochschulzentren.

Ins Zentrum des jährlichen Überblicks der Universität Trier stellte Hochschulpräsident Professor Dr. Arnd Morkel die Technologiediskussion. Dankenswerterweise, so der Präsident, bewilligte vor kurzem der rheinland-pfälzische Landtag ein Programm

zur Technologie- und Forschungsförderung. Ausgewiesen wurden für dieses Jahr 5,7 Millionen Mark, davon 2 Millionen für das Computer-Investitionsprogramm.

Weitere 2,9 Millionen stehen zum Kauf von Großgeräten zur Verfügung. Auch in den kommenden Jahren, so das Kultusministerium, sollen Mittel zur Technologieförderung vergeben werden, um mit Hilfe der Hochschulen die Wettbewerbsfähigkeit des Landes

zu unterstützen.

So richtig ein Technologieprogramm im einzelnen auch sei, gab Morkel zu bedenken, es berge auch Gefahren. Zum ersten könne die reine Technologieförderung zu Lasten des Normalhaushaltes gehen, was den erforderlichen Ausbau der Universität insgesamt in Frage stelle. Es wäre fatal, würde man so tun, als käme es jetzt nur noch auf zukunftsträchtige Technologien an.

Die Trierer Universität weise bisher - laut der Westdeutschen Rektorenkonferenz - die geringsten Mittel für Forschung und Lehre auf. Es sei daher sinnlos, Forschungsschwerpunkte fördern zu wollen, wenn die Forscher, die man dazu brauche, wegen unzulänglicher Arbeitsmöglichkeiten abzuwandern drohten.

Die Universität könnte indes - zum zweiten - in Forschung und Lehre für Probleme der Praxis ein "Leistungspotential" zur Verfügung stellen, das durch ein Technologieprogramm ignoriert werde. Vielfach sei der Beitrag der Universität zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes in seiner Außenwirkung noch nicht genügend zur Kenntnis genommen worden.

Schließlich drohe - drittens - durch die derzeitige Übergewichtung der Technologieförderung eine Vernachlässigung eines Großteils der an der Hochschule vertretenen Fächer: Kurzsichtig und verhängnisvoll, so Präsident Morkel, sei eine

solche Entwicklung. Eine auf Export angewiesene Wirtschaft müsse auf das Ausland vorbereitete Hochschulabsolventen besitzen. Zugleich habe die Universität die Aufgabe, neben technischem und wirtschaftlichem Fortschritt der Kultur insgesamt zu dienen - man müsse also nicht nur Computer, pointierte er, sondern auch Bücher kaufen.