Einkauf und Banking im WWW noch nicht akzeptiert

Uni erforscht Verhalten von Internet-Benutzern

04.04.1997

Allgemeine und berufsrelevante Informationen werden von 75 beziehungsweise 70 Prozent der Surfer gesucht. Außerdem ist die Hälfte der Befragten auf der Suche nach Nachrichten, und 40 Prozent wollen sich unterhalten lassen. Das ergab eine Umfrage bei 526 Nutzern, von denen 83 Prozent angaben, das Internet hauptsächlich zu privaten Zwecken einzusetzen.

Diese Freizeit-Surfer sind extrem vorsichtig, wenn es um Finanztransaktionen im Netz geht: Bankgeschäfte und Shopping werden von ihnen in der Regel vernachlässigt. Nur sechs Prozent der befragten Privatanwender erledigen ihre Bankgeschäfte online. In naher Zukunft dürfte sich dieser Anteil jedoch auf 15 Prozent erhöhen, sofern die Befragten ihre Pläne in die Tat umsetzen.

Noch sehen die Web-Enthusiasten den Datenschutz beim Zahlungsvorgang nicht gewährleistet. Sie haben Angst davor, Kreditkarten als Zahlungsmittel einzusetzen. Auch das Einkaufen im Netz ist noch nicht akzeptiert: 75 Prozent haben online noch nie eingekauft, und nur zwei Prozent geben an, im Web häufig oder sehr häufig zu shoppen. Am gefragtesten sind Bücher, CDs, Software und Intimware. Über Produkte und Dienstleistungen - etwa von Reiseagenturen - informieren sich knapp 40 Prozent der Befragten häufig oder sehr häufig; auch hier ist die Tendenz steigend.

Wer vermutet hat, Werbung sei den Surfern verhaßt, liegt nicht ganz richtig: Ein Drittel der Befragten hat gegen Reklame auf den Web-Seiten nichts einzuwenden. Sie sei besser gestaltet und weniger aufdringlich als in anderen Medien und könne eine Homepage sogar gestalterisch bereichern.

Ein weiteres Drittel fühlt sich allerdings in der Tat durch Werbung gestört, weil die Ladezeiten und damit die Kosten erhöht würden. Vielen Internet-Benutzern ist all das ein Dorn im Auge, was den Aufbau einer Homepage am Bildschirm verzögert.

Das Wichtigste an einer Web-Seite ist nach dem Urteil der Befragten denn auch die Textinformation, gefolgt von Inhaltsverzeichnissen, Bildern und Grafiken sowie Links zu anderen WWW-Seiten.

Die geschäftlichen Nutzer des Internets bieten auf ihren Homepages Unternehmensgeschichte und -philosophie (49 Prozent), Produkte und Dienstleistungen (54) und Verweise zu anderen Web-Sites (56). Durch Links im WWW versuchen 62 Prozent dieser Kandidaten, ihre WWW-Seite bekannt zu machen. Außerdem wird in Gesprächen mit Geschäftspartnern sowe in Printmedien auf die Homepage aufmerksam gemacht.

Als Vertriebskanal ziehen 16 Prozent der geschäftlichen Nutzer das Netz heran - bisher mit nur mäßigem Erfolg: Nur bei neun Prozent der Unternehmen trug der Verkauf per WWW merklich zum Umsatz bei. Dennoch werden aus Unternehmenssicht offensichtliche Vorzüge wie ständige Erreichbarkeit, bequeme Bestellungen und bessere Produktinformationen genannt, die der Internet-Verkauf mit sich bringt.

Die Universität Leipzig ermittelte, daß drei Viertel der privaten und zwei Drittel der geschäftlichen Nutzer das Internet in Zukunft stärker einsetzen wollen als bisher. Allerdings berichten die Profis auch über negative Erfah-rungen: Immerhin 66 Prozent klagen über häufigen oder sehr häufigen Datenmißbrauch und 57 Prozent sogar über Datenverluste.

Zur Methode

Der Lehrstuhl Marketing der Uni Leipzig unter Leitung von Professor Helge Löbler befragte von Mitte Dezember 1996 bis Ende Januar 1997 insgesamt 526 Internet-Nutzer über das Netz. Rund 80 Prozent der Antworten kamen von Männern. Die Hälfte der Teilnehmer stammte aus Ostdeutschland, 40 Prozent aus dem Westen und zehn Prozent aus dem Ausland. In der Stichprobe sind rund 60 Prozent Studenten und 31 Prozent Berufstätige enthalten. 83 Prozent nutzen das Internet hauptsächlich privat, 17 Prozent setzen es für geschäftliche Zwecke ein.