IC-Produktion: Billiger, schneller, besser:

Uni Dortmund stark im Chip-Design

08.04.1982

DORTMUND (pi) - Hochintegrierte Schaltungen für elektrische und elektronische Geräte, sogenannte Chips mit bis zu 60 000 Transistoren auf einer Fläche von einem halben bis zu einem Quadratzentimeter, stellen ihre Konstrukteure vor besondere Probleme: Wegen Ihrer Kompliziertheit können sie weder grafisch in ihrer Gesamtheit dargestellt noch als Prototypen experimentell gebaut werden. Künftig soll dies leichter und schneller gehen: Die Uni Dortmund Ist am Ball.

Am Lehrstuhl für Informatik I der Universität Dortmund (Prof. Dr. Bernd Reusch) wurde unter Leitung von Dr. Franz-Josef Rammig ein Computer-Entwurfssystem im Auftrag von Siemens entwickelt. Das erste deratige System, das in der Bundesrepublik von einer Universität zur praktischen Anwendung in der Industrie konzipiert worden ist - auch weltweit soll es nach Angaben der Pressestelle der Universität Dortmund nur wenige vergleichbare Entwicklungen geben.

Das jetzt an die Auftraggeber gelieferte System ist Teil eines größeren, Forschungsprojektes, das von Mitarbeitern des Lehrstuhls seit sieben Jahren betrieben wird. In diesem System und den Weiterentwicklungen, an denen gearbeitet wird, unterstützt der Computer die mit traditionellen Methoden nicht mehr machbare Entwurfsarbeit. Der Entwurf wird dazu mit mathematischen formalen Sprachen auf verschiedenen Abstraktionsstufen beschrieben, und die gewünschten Schaltungen werden simuliert. Um das zu erreichen, wurde eine eigene Entwurfssprache für den Computer entwikkelt, einschließlich ihrer Syntax und Semantik. Über einen Compiler erfolgt die Übersetzung in eine maschineninterne Sprache, wie sie von handelsüblichen Computern genutzt wird. Ein Simulator schließlich ermöglicht es, Funktionen nachzuvollziehen.

Prototypentest im Rechne

Von dieser Entwicklung versprechen sich die Dortmunder Wissenschaftler eine wesentliche Verkürzung der Entwicklungszeiten für höchstintegrierte Schaltungen. Der Ingenieur beschreibt in der erweiterten mathematischen Sprache des Computers die Chips, die er bauen will. Die Entwürfe lassen sich, je nach den Zielen, die verfolgt werden, präzisieren, und mit Hilfe des Computers lassen sich dann auch Prototypen zumindest im Rechner, wenn auch nicht in der Realität bauen und testen.

Bisher ist die Konzeption von Chips relativ kostspielig wegen ihres zeitaufwendigen Entwurfs. Mit dem Einsatz des elektronischen Entwurfssystems kann diese Zeit erheblich verkürzt, die Herstellung der Chips verbilligt werden.

Nach Beendigung des Industrieauftrags allerdings sind die Dortmunder Wissenschaftler wieder darauf angewiesen, das Projekt in Eigenforschung weiterzuverfolgen, deren Finanzierung bei ständig knapperen Mitteln immer schwieriger wird: Am jetzt beendeten Teilprojekt haben seit 1980 unter Leitung von Dr. Rammig drei wissenschaftliche Mitarbeiter und sechs studentische Hilfskräfte mitgewirkt. Insgesamt wurden bisher rund 25 Mannjahre investiert.

Informationen: Universität Dortmund, Postfach 500 500, 4600 Dortmund-Hombruch, Tel.: 02 31/755-22 22.