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Die Piratenpartei

Unerfahren, kreativ und vor dem Durchbruch

16.09.2011

Zufällige Karriere

Eine Karriere in der Politik hat sich der gelernte Industrieelektroniker Baum, der in Kassel geboren ist, nie vorgenommen. Der 33-jährige Kundenberater im technischen Service einer Internetfirma ist seit der Gründung vor fünf Jahren in der Piratenpartei engagiert, ein Freund hatte ihn damals dazu bewogen.

Auf der Landesliste der Partei mit inzwischen rund 1000 Mitgliedern treten 15 Kandidaten zur Abgeordnetenhaus-Wahl an. Sehr gering ist der Anteil der Frauen - eine Quote lehnen die Piraten ab. Susanne Graf, einst aktiv im Chaos Computer Club (CCC), ist nicht nur die jüngste Kandidatin auf der Liste, sondern auch die einzige Frau.

Für die 19-Jährige, die Wirtschaftsmathematik studieren will, wäre sonst allenfalls die FDP infrage gekommen, erzählt sie. "Aber ich hatte nie das Gefühl, dass die Bürgerrechte dort im Mittelpunkt stehen." Die Piraten zogen in den Wahlkampf mit dem Credo, mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung in die Politik zu bringen.

"Es ist auch nicht so, dass bei uns alle Hacker und Gamer sind", sagt Frontmann Baum. "Es gibt auch Parteimitglieder, die keinen Computer zu Hause haben." Zu Forderungen der Partei gehört unter anderem der "fahrscheinlose" öffentliche Nahverkehr. Eine Überwachung von öffentlichen Plätzen und die Beobachtung von Demonstrationen durch die Polizei lehnen die Piraten ab.

Bei der Erweiterung des Programms tat sich die Bundespartei im vergangenen Jahr ausgesprochen schwer. Auf einem Programmparteitag im November 2010 in Chemnitz unterlag der damalige Bundesvorsitzende Jens Seipenbusch einer Mehrheit der Mitglieder, die eine Perspektive für ein gesichertes Grundeinkommen für alle ins Programm aufnahm. Das "bestätigt diejenigen, die die Piraten als linksliberale Partei sehen", hatte damals der Berliner Pirat Christopher Lauer gesagt.