Uneingeschränkt . . . für AIX?

03.06.1988

Die "Open Software Foundation", kurz: OSF, ist das Reklame-Bündnis von AIX-Freunden und Unix-Gegnern. Ihr gehören Apollo, Bull, DEC, Hewlett-Packard, Nixdorf, Siemens und die IBM an - letztere trotz ihres Anspruchs auf eigenständige Betriebssystempolitik. Die ersten OSF-Marketing-Spiele der MVS/DOS-Endzeit wurden am 17. Mai 1988 feierlich eröffnet.

Noch vor dieser Klassiker-Inszenierung startete Unisys eine Anzeigen-Kampagne, mit der massiv für eine "neue DV-Freiheit" geworben werden sollte. Den Wortlaut wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten. Hier also eine Premiere: Die CW präsentiert Herstellerwerbung im redaktionellen Teil. O-Ton-Unisys-Annonce:

"3 von 4 Unternehmen haben sich von einem einzigen Computerhersteller abhängig gemacht. Wenn Ihr Unternehmen zu diesen 75 Prozent gehört, wissen Sie, was das bedeutet. Bereits die erste, scheinbar risikolose Investitionsentscheidung hat Ihr Unternehmen lebenslänglich an die Kette gelegt. Hat Sie abhängig gemacht von einem Betriebssystem, einer Rechnersprache, einer ganz spezifischen Rechner-Architektur. Ein Umsteigen ist kaum möglich und für Sie meist mit hohen Investitionen verbunden. Aber das ist jetzt vorbei. Hersteller-Monopole gehören eben nicht in ein freies Wirtschaftssystem. Führende Unternehmen der Computerindustrie, unter ihnen Unisys, haben sich zu einem neuen Standard bekannt: Unix." Zitat-Ende.

Anmerkung des Kolumnisten: Daß der Verlag CW-Publikationen, als Anwender-Unternehmen, nicht zu den IBM-Abhängigen gehört, ist rein zufällig. Gern hätten wir - und wohl auch die öffentlichen Wettbewerbshüter - allerdings gewußt, auf welche/welchen Anbieter in der Unisys-Anzeige angespielt wird -zumal ja von "Hersteller-Monopolen" die Rede ist. Und interessieren würde uns auch, was die Sinix- und Targon-Spezialisten von Siemens beziehungsweise Nixdorf dazu sagen -wenn sie noch etwas zu sagen haben. Heißen sie eine OSF-Politik gut, die zynisch zugibt, daß es ihr nur um die Verhinderung eines AT&T-Standards geht? Es sollen ja erklärtermaßen Produktabsprachen getroffen werden, die sich gegen den Wettbewerb richten. Hier haben wir den Versuch, ein Anbieter-Kartell zu bilden. Dabei sollte es auch bleiben.

Übrigens: Von dieser Stelle aus ein herzliches "Glückauf" an die Adresse des Posix-Komitees.