Kolumne

"Und noch eine Chance"

02.01.1998

Es ist überstanden. Nicht nur die Weihnachtsfeiertage, das üppige Sylvestermenü und die anschließenden guten Vorsätze können ad acta gelegt werden, auch die dunkelste Zeit des Jahres beginnt sich seit dem 22. Dezember wieder aufzuhellen. Nein, nicht weil Richter Thomas Penfield Jackson an diesem Tag Microsoft das Bundling von Betriebssystem und Browser vorläufig untersagte. Am 21. Dezember ist bekanntlich die Wintersonnenwende, und seitdem werden die Tage wieder lichter. Man kann sich schon ganz vorsichtig auf den Frühling freuen.

Zwar ist ein Klimawechsel in der unternehmensinternen Informationsverarbeitung keineswegs so sicher vorhersehbar wie das Ende des Winters. Dennoch stehen die Zeichen auf Erwärmung. Die Eiszeit, während der sich alle IT-Manager warm anziehen mußten und vor lauter Kostenkontrolle kaum neue Projekte angehen durften, liegt definitiv hinter uns. Das zeigen die vielen, im vergangenen Jahr begonnenen und von der CW dokumentierten DV-Vorhaben in den Sektoren Data-Warehouse, Internet und Intranet sowie - obwohl noch zögerlich - einige E-Commerce-Projekte und zahlreiche Migrationspläne, die in den Bereichen Standardsoftware und Vernetzung in die Tat umgesetzt wurden.

Dabei verbessert sich das Klima für die IT nicht unbedingt deswegen, weil die Unternehmen finanziell besser dastehen. Es ist vor allem der Veränderungsdruck - hervorgerufen durch Globalisierung und Liberalisierung der Märkte -, der die Firmen zwingt, in Sachen DV etwas zu unternehmen und die IT-Budgets anzuheben.

Deswegen scheinen IT-Konzepte endlich ernstgenommen zu werden, die Wettbewerbsvorteile bringen können und nicht nur Buch- und Lagerhaltung sowie Produktionsstraßen automatisieren. Sogenannte Front-Office-Systeme und Supply-Chain-Software können Unternehmen einen echten Vorsprung verschaffen. Gleichzeitig erhalten die IT-Teams mit dem Einsatz solcher Werkzeuge einen anderen Stellenwert. Anstatt Geld zu kosten, sind sie je nach Branche mehr oder weniger stark mitverantwortlich für die Umsatz- und Gewinnzuwächse, die ihre Arbeitgeber erzielen.

Deshalb sollten IT-Manager diese Erwärmungsphase nutzen, um das in den vergangenen Jahren verblaßte Renommee ihrer Abteilungen wieder aufzupolieren. Dann klappt´s auch mit den Budgets.