Und bist Du nicht willig, nehm' ich PCM

28.08.1981

Warum sind die deutschen DV-Anwender sowenig PCM-freudig? Ist es noch der Ruch von Trittbrettfahrern und Schmarotzern, den PCMs aus den Gründerjahren anhaftend, der sie zurückhält? Oder liegt es an der geringen Verbreitung der PCM-Philosophie? Die Argumente der einschlägigen Industrie scheinen vordergründig überzeugend: Besser im Preis-/Leistungsverhältnis, in der Zuverlässigkeit, in der Technologie.

In einem Punkt sind sich alle Anbieter einig: Wäre "Big Blue" nicht so riesig, und die Kompatibilitätskluft zwischen dem Marktführer und der "HUB"-Welt (Honeywell, Univac, Burroughs) nicht so groß- es gäbe keine PCMs. Da jedoch der DV-Hauptlieferant nahezu in allen Bereichen der Datenverarbeitung dominiert, sind die Anwender insgeheim froh darüber, eine zweite Quelle zum Anzapfen zu haben. Inzwischen, so Branchengerüchte, reiche bei manchem Nutzer schon das Winken mit dem PCM-Zaunpfahl, um IBM leichter zur Erfüllung von Sonderwünschen zu bewegen.

Gern führen die Hersteller der IBM-Ersatz-Hardware auch das anderen DV-Bereichen arg strapazierte Preis-/Leistungsverhältnis auf der Habenseite an. Mit dem Kauf (oder der Miete) eines PCM-Hobels handele sich der schlaue User einen "Vorteil" von 30 bis 50 Prozent ein. Folgerichtig gehen PCM-VBs mit dem Spruch hausieren: Mehr Leistung fürs gleiche Geld. Das gilt natürlich auch umgekehrt.

Mit den Lieferschwierigkeiten des Marktführers in der von den PCMs bedienten Leistungsklasse werden inzwischen ganz gute Verkaufserfolge erzielt. Jüngstes Beispiel: Der Bremer Kaffee-Röster Jacobs wollte zu gerne den IBM-Jumbo 3081 im Hause haben. Der Stuttgarter Computerriese beglückte das Bremer Handelshaus mit der Nachricht, eineinhalb Jahre Wartezeit in Kauf nehmen zu müssen. Jacobs geht nun auch fremd.

Beispiel Datev: Die Genossen hatten unlängst das IBM-Los-Pokern satt und orderten bei Siemens. Auf diese Weise bringen die Lieferzeiten des Marktführers die Anwender dazu, mittlerweile Argumente für den Kauf einer PCM-Maschine zu suchen, und nicht mehr nur über Argumente nachzudenken, die dagegen sprechen. Diesen Meinungswandel erhofften sich die PCMs schon seit langem.

IBMs Prozessor-Monopol zu Nicht-PCM-Zeiten hatte relativ hohe CPU-Preise zur Folge. Außerdem verleitete fehlende Konkurrenz auf diesem Gebiet die IBM, sich auf ihren Technologie-Lorbeeren auszuruhen. So waren denn auch die anfangs von den Plug-kompatiblen Herstellern auf den Markt geworfenen Maschinen technologisch erheblich fortschrittlicher ausgerichtet. Erst mit der Ankündigung der 4300-Serie im unteren und mittleren Bereich sowie dem Announcement der 3081 zog IBM wieder gleich. Wobei IBMs Konkurrenz für die Helium-Wasserkühlung der 3081 allerdings auch keine Erklärung hat, außer der Vermutung, das Ganze sei womöglich eine Verlegenheitslösung.

Trotz der weitgehend gelungenen technologischen Aufholjagd der IBM gelten die PCM-Maschinen noch als zuverlässiger. So freuen sich beispielweise die Hitachi-Bauer voller Stolz, daß bei einer 3033 des Marktführers durchschnittlich sieben bis zehn Fehler pro Jahr auftreten. Eine japanische Vergleichsmaschine bereite hingegen nur zweimal im Jahr Anlaß zu Sorgenfalten.

Der Vertriebs- und Verwaltungsoverhead der PCMs liegt, abgesehen von der absoluten Größe, auch relativ gesehen erheblich unter dem der IBM. So gelingt es ihnen noch, schneller auf Kundenwünsche reagieren zu können.

Hinter dem PCM-Gedanken steckt somit nach Meinung dieser Industrie mehr als nur Produktabklatsch in Form von billiger Hardware. Die Argumente der PCMs können jedoch nur so lange als seriös gelten, wie die Hersteller das Festhalten an der Mainline der IBM sicherstellen. Anbieter, die dies nicht klar äußern, locken ihre Kunden in eine ungewisse Zukunft.

In einem Punkt haben es die Steckerkompatiblen gegenüber ihren Nicht-IBM-kompatiblen Mitbewerbern (siehe "HUB") leichter: Sie können dem Anwender klar nachweisen, was ihre Maschinen leisten, denn der User fährt schließlich weiterhin IBM-Software.

Kompatibel zum Anwender

Vehement wehren sich die Hersteller IBM-Steckerkompatibler Rechner, sie würden nur bereits bestehende Geräte kopieren. Nichts sei weiter von der Wahrheit entfernt als diese Annahme, tönen die "Plug-Kompatiblen".

Das Ziel, werfen sie sich in die Brust, sei nach wie vor, kompatibel zu den Programmen der Anwender und nicht zu irgendeiner Maschine zu sein. Ausgehend von dieser Philosophie reklamieren die IBM-Alternativler einige technische Neuerungen für sich:

PCM IBM

Luftkühlung 1975 --

Integrierte Kanäle 1975 1978

Ferndiagnose 1975 1978

im Feld aufstockbare CPUs 1977 1980

Möglichkeit, zwei verschiedene

Betriebssysteme native laufen

zu lassen 1977 --

Akzelerator 1979 --

Speicher über 8 MB 1977 1978