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Uncle Sam finanziert Crays SV-Entwicklung zur Hälfte

03.07.2002
Die US-Regierung hat zehn Millionen Dollar spendiert, um die Weiterentwicklung der Cray-Vektorrechner sicher zu stellen - ein Beweis, wie wichtig diese für NSA, CIA und Militär sind.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Davon können andere Server-Hersteller nur träumen: Die US-Regierung hat zehn Millionen Dollar spendiert, um damit die Weiterentwicklung der Cray-Vektor-Supercomputer auf Basis des "SV"-Designs sicher zu stellen - Cray, im April nach dem Spinoff von SGI von Tera Computer übernommen, steuert die gleiche Summe bei. Verschiedene Regierungsbehörden, unter anderem der Geheimdienst NSA (National Security Agency), der Auslandsgeheimdienst CIA (Central Intelligence) sowie das Militär machen regen Gebrauch von den Systemen, die bestimmte Workloads besser verarbeiten als die massiv-parallele Konkurrenz.

Geclusterte Cray-SV1s
Geclusterte Cray-SV1s

Andere im Numbercrunching- und HPC-Umfeld aktive Anbieter wie IBM, HP, Sun und teilweise auch SGI können anders als Cray die Entwicklung ihrer Server aus dem General-Purpose-Geschäft heraus finanzieren. Ein weiteres Motiv für die Finanzspritze für Cray dürfte die Aufrechterhaltung eines sinnvollen Wettbewerbs im Vektorrechner-Segment sein. Dazu gesellt sich wahrscheinlich noch eine Prise Patriotismus, denn die Konkurrenz kommt hier hauptsächlich aus Japan.

Crays SV-Serie ist in den Varianten "SV1", "SV1ex" und "SV2" seit rund drei Jahren am Markt. Die Systeme nutzen laut "Computewire" einen Mix aus Standard- und virtuellen Vektorprozessoren, den so genannten MSPs (Multi-Streaming Processors). Den SV1 brachte Cray im September 1999 noch unter dem Dach von SGI auf den Markt. Mit dem SV1ex stieg der Prozessortakt im ersten Quartal 2001 dann von 300 auf 450 Megahertz. In diesen beiden Maschinen werden jeweils vier CMOS-Prozessoren zu einem MSP mit 7,2 Gigaflops Spitzenleistung gekoppelt. Unter realistischen Bedingungen liegt die Leistung laut Cray zwischen 3,6 und 4,5 Gflops. Beim SV2, der im Laufe dieses Jahres erscheinen soll, erreicht jede einzelne CMOS-Engine vermutlich um die drei Gflops.

Die nun locker gemachten 20 Millionen Dollar werden nach Aussagen von Cray-CEO (Chief Executive Officer) James Rottsolk in die Verbesserung von Prozessoren und Speichersubystemen des SV2 sowie dessen Nachfolger fließen. Dieser soll einmal Vektor-Register, Distributed Shared Memory mit höherem Durchsatz, verbessertes Cache-Management sowie Befehlsparallelisierung auf Prozessorebene bieten, weniger Strom verbrauchen und geringere Abwärme produzieren.

Designstudie des Cray SV2
Designstudie des Cray SV2

Nach Einschätzung von Rottsolk lässt sich die Leistung des SV2 von anfänglich etwa 50 Teraflops (dieser Spitzenwert wurde erstmals überhaupt erwähnt) durch Tuning via Forschung und Entwicklung vermutlich auf rund 150 Teraflops steigern. Konfigurationsdetails für den SV2 hat Cray bislang noch nicht genannt. Eine Beispielrechnung von 4096 MSPs mit je zwölf Gflops erbrächte aber einen mit 49 Tflops passenden Wert.

Falls die Bewertung des Herstellers zutrifft, landet der SV2 mit seiner Leistung in jedem Fall noch vor dem derzeit leistungsfähigsten Rechner weltweit, dem "Earth Simulator" von NEC. Dieser verwendet 5120 Vektor-Engines und kommt damit auf eine Rechenpower von rund 40 Teraflops (Computerwoche online berichtete). (tc)