Unbürokratisch zum Content-Management

29.01.2003
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Einführung eines Content-Management-Systems (CMS) gilt als extrem zeitaufwändig - vor allem, wenn der Betreiber eine individuelle Lösung wünscht. Das System des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR ) war in einem knappen Dreivierteljahr lauffähig.

Foto: MDR/Hopf

Dass CMS-Projekte den sprichwörtlichen Bach hinuntergehen, ist keine Seltenheit. Entscheidend für den Erfolg sind - vielleicht mehr noch als die Qualität der Produkte und die Kompetenz der internen oder externen Dienstleister - klare Vorgaben des Auftraggebers. „Ich habe noch nie ein Projekt erlebt, das vom Kunden derart lösungsorientiert angegangen wurde“, lobt Florian Riedl, Managing Director der Tallence GmbH, Regensburg. Das kleine Dienstleistungsunternehmen erhielt - mit Cap Gemini Telecom Media & Networks als Generalunternehmer - den Zuschlag, als der MDR vor etwas mehr als zwei Jahren die Einführung eines neuen Content-Management-Systems ausschrieb.

Online ist die für Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zuständige ARD-Sendeanstalt seit dem 13. Mai 1996. Zunächst wurde der Internet-Auftritt jedoch von der technischen Seite vorangetrieben und dezentral umgesetzt, erinnert sich Georg Maas, Hauptabteilungsleiter Neue Medien beim MDR. Anfang 1998 startete auf Beschluss des Direktoriums der Aufbau eines einheitlichen Online-Auftritts, der vor allem inhaltlichen Kriterien Rechnung trug. Ein zweiter Relaunch etwa ein Jahr später galt dem Seitenaufbau: Ein durchgängiger Styleguide mit Dach-Frame und vererbten Darstellungsmerkmalen sollte den Nutzern die Navigation erleichtern.

Der Startschuss für die Einrichtung eines gemeinsamen Internet-Portals unter der Dachmarke „mdr.de“ und für die Neugestaltung des Content-Managements fiel im Frühjahr 2000 nach der Veröffentlichung des „4. Rundfunkänderungsstaatsvertrags“. Damit war die Rechtmäßigkeit und Notwendigkeit programmbezogener Zusatzdienste in öffentlich-rechtlichen Sendern amtlich besiegelt. Rund ein Prozent seines Gesamtetats gibt der MDR heute für seinen Online-Auftritt aus. „Wenn wir unseren Grundversorgungsauftrag ernst nehmen, dann müssen wir vernünftig im Internet vertreten sein“, begründet Maas diese Investitionen. In die Mitte des Jahres 2000 fällt denn auch die Geburt seiner Hauptabteilung.