Automatisierte Kartographie auf dem Sprung in die Massenanwendung:

Unbegrenzte Karrierechancen im CAD-Markt

05.06.1981

Im Verlauf der 70er Jahre entwickelte sich die Computergrafik mit atemberaubendem Tempo von großen Systemen der rechnergestützten Konstruktion (Computer-Aided Design - CAD) bis hin zu interaktiven Entwurfssystemen mit Minicomputern und großflächigem Bildschirm, auf dem praktisch mit einem Tastendruck ein Diagramm oder eine beliebige grafische Darstellung aufgerufen werden kann. Das Umsatzvolumen der grafischen Informationsverarbeitung wird heute weltweit auf 2,5 Milliarden Dollar geschätzt, das bedeutet entsprechend gute Berufschancen.

Innerhalb dieses umfangreichen Markts haben sich rasch spezielle Marktsektoren gebildet, die nach kurzer Zeit schon eine eigenständige Entwicklung nahmen und die in rasch zunehmendem Maß auch erstaunliche Spezialisierungen erfordern.

Einen besonders zukunftsträchtigen Marktsektor stellt die rechnergestützte interaktive Kartografie dar; hier sind bereits mehrere hundert Systeme in Betrieb, zu denen im Laufe dieses Jahrzehnts noch Hunderte von weiteren Systemen kommen werden. Von den Fachgebieten der Kartografie, die von der Rechnerunterstützung profitieren, seien genannt die Topografie, die für die Exploration von Bodenschätzen wichtig ist, die Soziografie und Demografie, die Kartierung, an der Versorgungs- und Verkehrsbetriebe interessiert sind, der Umweltschutz und die Landnutzung, vor allem im Zusammenhang mit der Kontrolle von Umweltbelastungen und Anwendungen für Landwirtschaft und Bergbau und schließlich die Geodäsie. Hinzu kommt noch die Erfassung von Daten für statistische und Planungszwecke.

Noch im Anfangsstadium

Die automatisierte Kartografie ist noch im frühen Anfangsstadium ihrer Entwicklung, stellte Julius Dorfman fest, der zusammen mit Eric Teicholz und mehreren Fachleuten von internationalem Rang die Studie "Computer Cartography: World-Wide Technology and Markets" erarbeitet hat. Dorfman ist Präsident des Beratungsunternehmens International Technology Marketing in Wellesley, Mass. Teicholz ist Associate Director des Laboratory for Computer Graphics and Spatial Design an der Graduate School of Design der Harvard University.

"Die Behörden, vor allem solche der kommunalen Ebene, sollten auf diesem Gebiet Arbeitschancen bieten", verlangt Dorfman. "Es gibt Hunderte von Ämtern, die Systeme zur Regionalplanung, für die Steuererhebung, für die Erschließung von Bauland, zur Verkehrsplanung und Katastervermessung und für eine Fülle anderer Anwendungen brauchen. Für viele dieser potentiellen Anwender kann es aber fünf bis zehn Jahre dauern, bis sie über rechnergestützte interaktive Kartografiesysteme verfügen. Verzögerungen können bekanntlich durch die kommunale Planung und Budgetierung eintreten. Erleichtert und beschleunigt wird ihre Einführung durch die Aktivitäten entsprechender Bundes- und Landesbehörden, die bereits mit Rechnern arbeiten."

In den Vereinigten Staaten arbeiten schon viele große Städte mit der rechnergestützten Kartografie. Das Atlanta-Projekt ist ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Kommunalbehörden, Verkehrsbetrieben, Versorgungsunternehmen und Telefongesellschaften.

Das Austin-System hat weithin Aufsehen erregt, weil es die städtischen Behörden in die Lage versetzt, ihre Karten Oberhaupt effizienter auf den neuesten Stand zu bringen und zu verbessern. Nach einem Aufsatz in der Zeitschrift American City and County dient das System zur Kartierung der Strom-, Wasser- und Gasversorgung, zur Katastervermessung, Kanal- und Kläranlagenunterhaltung und unterstützt bei zahlreichen städtischen Projekten. Bei der Planung des Austin-Systems erwartete eine Studiengruppe, daß das System die Arbeit mehrerer Abteilungen koordinieren und verbessern würde. Darüber hinaus konnten die Kosten der zeichnerischen Kartierungsarbeiten um 25 Prozent gesenkt werden, wodurch 159 000 Dollar im Jahr an Gehältern und Sozialleistungen eingespart wurden. Nach Julius Dorfman wird zwar durch die automatisierte Kartierung der Bedarf an Zeichnern verringert, doch ergeben sich statt dessen Berufschancen für höherqualifizierte Spezialisten.

Kanada führend

"Die Berufs- und Laufbahnchancen in der Rechnergestützten Kartografie bis zum Ende des Jahrhunderts können als unbegrenzt angesehen werden", stellte Dorfman fest. "Bis Ende 1976 hatten nur 15 der Potentiellen Anwender in Bundes- oder Kommunaldienststellen

Programme für rechnergestützte kartografische Systeme in Vorbereitung. Nur fünf bis zehn aller Gemeinden und weniger als zwei bis drei aller

3 000 verfügen dieser Systeme. Dasselbe kann man über die Versorgungsunternehmen und die Industrie sagen. Öl- und Gasexplorationsfirmen, Unternehmen des Apparatebaus und Bauunternehmen sowie Universitäten haben unvergleichlich mehr Systeme in Betrieb", sagte Dorfman weiter.

Dorfman und Teicholz halten Kanada für das Land, das in der Entwicklung und Implementierung integrierter rechnergestützter Kartografiesysteme eine führende Position einnimmt.

In Europa haben 15 Länder rechnergestützte Kartografieprogramme in Arbeit . Eine Reihe von Projekten wird in Japan entwickelt.

Auch die an Bodenschätzen reichen Länder Mexiko und Venezuela haben eine Reihe von Programmen in Vorbereitung. Am aktivsten scheint Mexiko zu sein. Die Regierung hat dort eine Reihe von Projekten ins Leben gerufen, an denen die Universitäten und die Industrie beteiligt sind, allen voran die nationale Ölgesellschaft Pemex.

William M. Cowan: COMPUTERWORLD vom 30. März 1981, Seite 42, "Computercartography Maps Job Opportunities"; übersetzt von Hans J. Hoelzgen, Böblingen.