Anwenderbericht R + V Lebensversicherung, Wiesbaden:

"Unabhängigkeit im Kleinen"

26.01.1979

WIESBADEN - Der Anfang ist gemacht, der erste Schritt weg von der Groß-EDV und hin zu mehr Eigenständigkeit: Günther Herbst, Leiter des Rechnungswesens der R + V Lebensversicherung in Wiesbaden, wollte endlich die für seinen Bereich erforderlichen Erfassungsprogramme selbst erstellen und pflegen und damit lediglich bereits verarbeitete Daten dem R + V-Rechenzentrum (zweimal 370/158) übergeben. Als für die zentrale Datenerfassung zwei Nixdorf-620-Datensammelsysteme installiert wurden, beschloß Herbst, auch in seiner Fachabteilung ein solches System aufzustellen.

100 000 Buchungsvorgänge müssen monatlich in der Hauptbuchhaltung der

Lebensversicherung erfaßt werden. Bis vor einem Jahr geschah dies ausschließlich zentral. Die derzeit 15 Mitarbeiter dort mußten sich also mit den von der EDV zur Verfügung gestellten Informationen zufriedengeben, was vor allem im Stoßbetrieb zu langen Wartezeiten und vermehrter Fehlerhäufigkeit führte. Heute steht in der Fachabteilung eine

Zentraleinheit 620/45 mit 64 KB, ein Magnetplattenlaufwerk mit 10 MB, eine

Magnetbandstation mit 1600 BPI, ein Matrixdrucker sowie 13 Bildschirm-Arbeitsplätze: Sechs Terminals wurden in der Hauptbuchhaltung installiert und sechs weitere in der Gehaltsbuchhaltung. Ein Bildschirm arbeitet in der Inkasso-Abteilung und ist - da in einem externen Gebäude untergebracht - über eine festgeschaltete Telefonleitung mit der Zentraleinheit verbunden.

Durch die Integration der Datenerfassung in den Arbeitsablauf der Fachabteilung entfällt endlich - so Herbst - die Abhängigkeit von der Zentrale. Art und Zeitpunkt der Erfassung kann die Fachabteilung jetzt selbst bestimmen.

Jeder Mitarbeiter bearbeitet einen regional festgelegten Abstimmkreis und kennt die in seinem Gebiet anfallenden Vorgänge. Fehler sind durch die Plausibilitätskontrolle bereits während der Erfassung erkennbar; die Abstimmung von Fehlerprotokollen entfällt. Weiterer Vorteil der "Unabhängigkeit im Keinen" sei zudem der im Erfassungssystem gespeicherte Hauptkontenplan: "Wir können jetzt die Zulässigkeit eines Kontos sofort überprüfen und müssen nicht mehr am Jahresende etwa zehn Prozent "wilde Konten" aufklären.

Die derzeitige Ablauforganisation wurde ausschließlich durch die Fachabteilung entworfen und realisiert: Durch umfangreiche Testläufe haben Herbst und seine Mitarbeiter von vornherein alle Fehlermöglichkeiten analysiert und in die Prüffunktionen einbezogen.

Herbsts Pläne für die Zukunft: Durch die im System 620 emulierten IBM 3270-Protokolle soll demnächst der direkte Zugriff auf zentral gespeicherte Daten möglich sein, womit man dem Wunsch der Fachabteilung nach noch mehr Eigenständigkeit nachkommen möchte.